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Angst vor Mathe: Mädchensache?

Mädchen fürchten sich vor dem Schulfach Mathe durchschnittlich doppelt so häufig wie Jungen. Das zeigt eine aktuelle Umfrage unter Schülerinnen und Schülern im Auftrag von scoyo und der Stiftung Rechnen. Gravierend ist der Unterschied vor allem nach dem Wechsel auf weiterführende Schulen.

Kaum ein Fach ist so wichtig für das Leben wie Mathematik. Alltäglich sind wir im Beruf und in der Freizeit gefordert, zu addieren, zu subtrahieren, zu multiplizieren oder zu dividieren. Gleichzeitig sorgt kaum ein anderes Fach für so viel Angstschweiß bei Kindern und Eltern – das beobachtet die Stiftung Rechnen seit Jahren. Eine FACT-Umfrage unter 544 Kindern der Klassen 1 bis 7 im Auftrag des Online-Lernspezialisten scoyo und der Stiftung Rechnen hat nun ergeben: Nahezu jedes zehnte Kind fürchtet sich vor dem Schulfach – Mädchen durchschnittlich doppelt so häufig wie Jungen. Am stärksten ausgeprägt ist die Sorge bei Schülerinnen in der fünften Klasse, also in der Regel direkt nach dem Übergang auf eine weiterführende Schule: Ein Drittel der 11- bis 13-jährigen Mädchen gab an, bei dem Gedanken an Mathe Angst zu verspüren.

Positives Ergebnis der Umfrage: Fast die Hälfte der teilnehmenden Mädchen und Jungen haben Spaß am Rechnen – und viele wissen zudem, wie man den noch steigern könnte: Mehr als jedes dritte der befragten Kinder (34 Prozent) würde Aufgaben mit Zahlen lieber spielerisch lösen. Ein Viertel der Schülerinnen und Schüler wünscht sich mehr Bezug zum normalen Leben.

Haltung der Eltern prägend für Kinder

Welche Einstellung ein Kind zur Mathematik hat, das beeinflussen auch die Eltern und deren Haltung zu dem Schulfach: Reagieren die Erwachsenen selbst eher ablehnend auf Prozentrechnung und Co., so steigt die Abneigung auch bei den Kleinen – und darunter leiden die Noten. Das zeigt das Ergebnis einer Studie der Psychologin Erin A. Maloney von der Universität Chicago.

Auch Claudia Abjörnson von der Stiftung Rechnen betont den Einfluss der Väter und Mütter: „Eltern sollten versuchen, ihre Kinder trotz eventueller eigener Vorbehalte für das Rechnen zu motivieren und zu begeistern. Nur so können Mädchen und Jungen ein positives Verhältnis zu Mathe entwickeln und später zu guten Rechnern im privaten und beruflichen Alltag werden.“ 

Geschlechterstereotype sind mitverantwortlich für die Mathe-Angst

Neben der Einstellung der Eltern spielen auch Geschlechterstereotype eine Rolle: Die Bildungsforscherin Prof. Madeleine Bieg von der Universität Konstanz hat herausgefunden, dass Mädchen Mathematik noch immer als “Jungsfach“ erleben. Mehr als ihre Mitschüler neigen sie dazu, sich selbst grundsätzlich ängstlicher einzuschätzen, als sie wirklich sind. Aktuelle Studien aus den USA zeigen, dass sich dieser Geschlechterunterschied aufheben wird, wenn sich nach und nach die Rollenvorbilder ändern – erste Entwicklungen dahin sind bereits nachweisbar. Auf dem Weg dahin wird es vor allem wichtig sein, die Angst abzubauen. Denn Angst beim Lernen führt zu Blockaden, Frustration und Widerstand.

„Mathe muss zum Anfassen sein!“

Daniel Bialecki, Geschäftsführer von scoyo, hat ein Gegenrezept: „Mathe macht dann keinen Spaß, wenn es nur aus dem Schieben von Zahlen besteht. Kinder lernen am erfolgreichsten, wenn sie neugierig und motiviert sind. Unsere Umfrage zeigt, was die Kinder sich dazu wünschen: Matheaufgaben, die aus ihrem Lebensalltag stammen und die sie spielerisch lösen können. Das in Kombination mit einer offenen Haltung verhindert das Entstehen von Angst.“

 

Veranstaltungshinweis:

Keine Angst vor Mathe! Was Eltern tun können, damit Kinder Spaß am Rechnen haben. ­– Online-Elternabend von scoyo in Kooperation mit der Stiftung Rechnen am 24. Januar 2017, 20 bis 21 Uhr

Der Online-Lernspezialist scoyo und die Stiftung Rechnen laden Mütter und Väter ein, gemeinsam beim siebten Elternabend im Netz mit Expertinnen und Experten über das Angstfach Nummer eins zu sprechen: Mathe. Dabei geht es um die Nöte der Kinder und Fragen der Eltern: Wie kann ich meinem Kind die Angst nehmen? Welche Möglichkeiten gibt es, Mathe mit Spaß und Freude zu lernen? Wann spricht man von einer Dyskalkulie und wer bietet Hilfe?

 

Es diskutieren und antworten auf Fragen der Eltern:

  • Dr. Silke Ladel: Fachdidaktik Mathematik Primarstufe und Initiative KLEE (Kreativ Lernen, Erfolg Erleben)
  • Alexandra v. Plüskow: Lehrerin und Bildungskoordinatorin (und Family-Autorin!)
  • Petra Naumann-Kipper: Geschäftsführerin des Instituts Dyskalkulie-Saar

Interessierte können vor und während des Elternabends ihre Fragen stellen, via:

 

Link zum scoyo Elternabend:

http://www-de.scoyo.com/eltern/scoyo-elternabend

 

 

Länger, weiter, teurer? Warum ich als Lehrerin den Klassenfahrts-Irrsinn nicht mehr mitmache

Ein Gastbeitrag von Martina Hagemann

„Frau Hagemann, können wir heute mal über die Klassenfahrt sprechen?“

Es dauert keine fünf Sekunden und meine 11.-Klässler sind hellwach! Urlaubsplanung statt Nullstellenberechnung? Das weckt die letzten Kräfte. Und meien Schüler haben auch schon sehr konkrete Vorstellungen, wo es hingehen soll:

„Die c fliegt nach Sorrent, zehn Tage lang.“ – „Der Biokurs aus dem letzten Jahr ist nach Spanien geflogen, und da gab es sogar einen Tauchkurs. Können wir das auch machen?“ – „Nee, ich will lieber auf eine Insel, Teneriffa vielleicht!“

Früher wanderte man an Wandertagen

Als ich Schülerin war, gab es so etwas wie „Wir sprechen über die Klassenfahrt“ gar nicht. Da bestimmten die Lehrer Ziel, Begleitperson, Programmpunkte und Zeitraum einer Fahrt. Oder es hieß – berechtigt oder nicht – gleich zu Beginn des Schuljahres: „Mit euch fahre ich nicht, ihr seid zu undiszipliniert.“ Aber das war auch zu der Zeit, als an Wandertagen noch gewandert wurde. Mittlerweile erwarten die Schüler an Wandertagen Events. Unter „Geocaching“, „Teambuilding“ oder „Adventurecamp“ läuft da gar nichts. Unter 30 Euro pro Kind im Übrigen auch nicht.

Bei einer Klassenfahrt wünschen sich Schüler solche Events sieben Tage am Stück. Reiseveranstalter haben sich darauf schon lange eingestellt und bieten Reisen ins In- und Ausland. Die Themenschwerpunkte reichen von „Abenteuer“ über „Klettern“ und „Skifahren“ bis hin zu „Surfen und Tauchen“. Die Lehrer, ach nein, falsch, die Schüler natürlich, können sich unter einer Vielzahl von Bausteinen ihre Wunschreise zusammenstellen. Der Lehrer übernimmt dabei vor allem das Marketing auf dem Elternabend.

Einige Schulklassen verkaufen jahrelang im Voraus auf dem Schulhof Kuchen, weil das von der Schule festgelegte Budget nicht reicht.

Geht’s vielleicht auch eine Nummer kleiner?

Nach einigen solchen Klassenreisen habe ich keine Lust mehr, den Eltern teure Fahrten schmackhaft zu machen, die mehr und mehr Urlaubs- statt Bildungsreisen entsprechen. Dabei sind Sinn und Zweck der Klassenfahrten in den Richtlinien der Länder festgelegt: Schulfahrten sollen der Begegnung mit Kultur, Natur und Umwelt dienen und das Zusammenleben und gegenseitige Verständnis aller am Schulleben Beteiligten fördern. Mir leuchtet nicht ein, warum diese Ziele nur weit weg und mit viel Geld erreicht werden können. Einige Schulklassen verkaufen jahrelang im Voraus auf dem Schulhof Kuchen, weil das von der Schule festgelegte Budget nicht reicht. Grundsätzlich freue ich mich immer, wenn ich mir meine Pausenaufsichten versüßen kann, aber welchen Sinn macht dann noch der Finanzrahmen?

St. Peter Ording statt Teneriffa

„Frau Hagemann, was ist denn jetzt, stimmen wir nun ab?“

Ich habe gar nicht bemerkt, dass meine Schüler bereits ihre Wunschziele an die Tafel geschrieben haben (bei solchen Dingen können meine 11.-Klässler ungemein selbstständig sein). Ich wische die Liste wieder weg und male stattdessen zwei winzige Punkte an die Tafel:

„Ich habe mir bereits einige Gedanken über eure Kursfahrt gemacht. Und ihr dürft auch auswählen zwischen zwei Zielen.“

Neugierige Stille. Nun schreibe ich an die beiden Punkte „St. Peter Ording“ und „Westerhever“.

„Wo ist das denn?“ – „Das sind irgendwelche Orte an der Nordsee.“ – „Och nö, ich war schon als Kind immer in Büsum.“

Ich stelle der Klasse kurz die beiden Ziele vor, Hauptunterschied: Die eine Unterkunft ist abgelegen, die andere Unterkunft ist ganz abgelegen. Zunächst muss ich den Schülern unser Programm noch schmackhaft machen: Wattwanderung, Vögel beobachten, Exkursion in die Salzwiese, am Deich sitzen … Doch dann scheint bei den ersten ein wenig Interesse aufzukeimen. Sie überlegen, was sie kochen wollen (es ist eine Selbstversorgerunterkunft), ob man im September noch in der Nordsee schwimmen kann und nur wenige reden noch von Tauchkursen im Mittelmeer.

Und siehe da: Vor der Tür ist es auch ganz erlebnisreich!

Im Rückblick erinnere ich mich noch gut an die Fahrt, auch wenn sie inzwischen Jahre her ist. Tagsüber sind wir durch Priele gewandert, haben Fritz aus dem Matsch gezogen und gewettet, ob Jana, Michel und Jakob wirklich bei 12 °C Außentemperatur in der Nordsee schwimmen (ja!). Dass ein Schüler auch einen Wattwurm gegessen hat, hielt ich so lange für eine Legende, bis mir ein Schüler ein Video als Beleg zeigte. Abends haben wir gemeinsam gekocht (irgendwie habe ich mich bei der Einteilung der Gruppen wohl übersehen, aber einer muss ja auch den Überblick haben), gegessen, versucht, den Kamin in Gang zu kriegen, Tee statt heimlich Alkohol getrunken und gespielt.

Die pädagogischen und inhaltlichen Ziele einer Klassenfahrt haben wir im heimatlichen Bundesland für wenig Geld mehr als erreicht. Und ich hatte noch nie ein solches Urlaubsgefühl und so viel Spaß wie auf dieser Studienreise (mal abgesehen davon, dass ich fast jede Spielerunde verloren habe). Die fünf Tage fühlten sich, nicht nur aufgrund der kurzen Anreise, sondern auch aufgrund der Intensität der Erlebnisse, an wie zehn Tage.

Bald steht mal wieder eine Planung mit der 10. Klasse an. Wie wär’s mit Halligen Hooge und Langeness?

Martina Hagemann ist Lehrerin und Mutter von zwei Kindern. Sie lebt mit ihrer Familie in Lübeck.

„Schreib ordentlich!“

„Mein Sohn hat eine unordentliche Schrift. Wie unterstütze ich ihn dabei, ordentlicher zu schreiben?“

Immer mehr Grundschulkindern fällt es schwer, eine ordentliche und formklare Handschrift zu entwickeln. Doch darauf sind sie im Schulalltag angewiesen. Im Rahmen von Diktaten etwa kann es sein, dass ein Buchstabe, der von der Lehrkraft nicht entziffert werden kann, als Fehler gezählt wird.

Zunächst sollten Sie gesundheitliche Defizite etwa im Bereich des Sehens oder des Hörens und auch im Bereich der Motorik ausschließen können. Bewegt sich Ihr Kind hier im grünen Bereich, sollten Sie gemeinsam eine Strategie entwickeln, um es bei der Entwicklung einer ordentlicheren Schrift zu unterstützen.

RICHTIGE KÖRPERHALTUNG
Sorgen Sie zunächst für gute Rahmenbedingungen. Beispielsweise sollten Sie gemeinsam auf eine richtige Körperhaltung beim Schreiben achten. Die Füße Ihres Kindes sollten auf dem Boden aufgesetzt sein, der Rücken gerade sein und das Heft vor dem Kind auf dem Tisch liegen. Beim Schreiben sind die Schultern locker und die Unterarme liegen auf der Schreibplatte auf. Die Schreibhand ruht seitlich auf dem kleinen Finger. Achten Sie auch beizeiten auf eine richtige Stifthaltung.

Ärgert sich Ihr Kind über Tintenkleckse und Co., so ist es mancherorts möglich, anstatt eines Füllers etwa einen Tintenschreiber, Fineliner oder Bleistift zum Schreiben zu verwenden. Sollte Ihr Kind Schwierigkeiten beim Verbinden der Buchstaben haben, sollten Sie Kontakt zu der Lehrkraft aufnehmen, damit Ihr Kind vielleicht in der erlernten Druckschrift schreiben kann. Dies ist in vielen Fällen auch bei großen Problemen im Bereich der Feinmotorik möglich. In diesen Fällen können Sie zusätzlich bei einem Lerntherapeuten eine Förderung in diesem Bereich in Anspruch nehmen.

KALLIGRAFIE
Beachten Sie auch die durchschnittliche Konzentrationsspanne Ihres Grundschulkindes, die zwischen zehn und zwanzig Minuten am Stück liegt. Besprechen Sie, dass Sie von Ihrem Kind innerhalb dieser Spanne erwarten, dass es sich intensiv um eine ordentliche Schrift bemüht. Sind Sie unzufrieden mit einem Schriftstück Ihres Kindes, sollten Sie es auffordern, die Aufgabe nach einer ausreichenden Pause noch einmal und konzentriert auszuführen.

Und noch ein Tipp: Mancherorts werden Kalligrafie- Kurse für Kinder angeboten. Diese machen sowohl Mädchen als auch Jungen Spaß und motivieren dauerhaft, ordentlicher zu schreiben. Auf eigene Faust können Sie kalligrafische Übungen etwa mit dem folgenden Buch gemeinsam mit Ihrem Kind zu Hause umsetzen: Claudia Dzengel. Kalligrafie und kreatives Schreiben für Kinder (G&G Verlagsgesellschaft).

Alexandra von Plüskow ist Grundschullehrerin und Bildungskoordinatorin im Landkreis Heidekreis.

Besorgte Eltern

Zwei Klassenpflegschaftssitzungen innerhalb einer Woche liegen hinter mir. So schlimm, wie sie gern in Blogs und Kolumnen beschrieben werden, waren sie nicht. Im Gegenteil. Ich habe engagierte Lehrer und nette Eltern erlebt. Aber ich habe auch viele besorgte Eltern erlebt. Eltern, die sich Sorgen machen, dass ihr Kind den Anschluss verliert. Dass es vielleicht erst gar nicht in der Schule ankommt, weil es nun mit dem Bus fahren muss. Oder dass es trotz Inklusion nicht genug Förderung bekommt.

„Eltern haben keine Sorgen, sie machen sich welche“ – diesen Satz habe ich vor kurzem aufgeschnappt. Natürlich stimmt er so nicht. Denn viele Eltern haben in der Tat ernsthafte Sorgen. Aber es stimmt schon, dass wir Eltern manchmal dazu neigen, uns Sorgen zu machen, wo es gar nicht nötig wäre.

Als es in der 8. Klasse darum ging, dass im Rahmen der Berufswahlvorbereitung eine Potenzialanalyse mit den Kindern durchgeführt werden soll, spürte ich, wie manche Eltern fast erschraken: „Mein Kind wird getestet. Was, wenn es nicht gut genug ist?“ Dabei handelte es sich ja nicht um einen Einstellungstest, sondern lediglich darum festzustellen, in welchen Bereichen das Kind gute Fähigkeiten und ausbaufähiges Potenzial hat. Da kommen möglicherweise Aspekte zu Tage, die Eltern bisher nicht im Blick hatten. Vielleicht hat das Lehrerkind gute Voraussetzungen für einen handwerklichen Beruf? Oder der Künstlersohn eher das Potenzial zum Ingenieur?

Manchen Eltern machte es aber offensichtlich Angst, dass ihr Kind „getestet“ werden sollte. Fürchteten Sie in der Bewertung Ihres Kindes auch eine Bewertung ihrer eigenen „Leistung“? Machen wir Eltern unser Selbstwertgefühl vielleicht manchmal zu sehr vom „Wohlgeratensein“ unserer Kinder abhängig?

In der 5. Klasse ging es stärker darum, wie die Eltern nachvollziehen können, was die Kinder in der Schule gerade lernen. In unserer Schule gibt es keine Hausaufgaben. Und es wird großer Wert gelegt auf selbstständiges Arbeiten. Gerade für Fünftklässler eine große Herausforderung. Aber offensichtlich auch für ihre Eltern. Eine Mutter meinte, ob es nicht besser sei, dass die Kinder übers Wochenende Hausaufgaben bekämen, damit die Eltern wüssten, was sie gerade durchnehmen.

Ich fühlte mich einen Moment schlecht. Denn ich bin so froh, dass wir diese leidigen Hausaufgaben am Wochenende los sind, die uns in der Grundschulzeit so manche Nerven geraubt haben. Aber Moment mal: Kann es sein, dass man die sehr durchdachte Arbeitsstruktur der Schüler ändert und ihnen ihr freies Wochenende verdirbt, nur damit die Eltern wissen, ob sie gerade Bruchrechnen oder Statistik machen?

Ich verstehe, dass Eltern sich sorgen, dass ihr Kind mit dem selbstständigen Lernen nicht klar kommen könnte. Und es dann irgendwann in den sprichwörtlichen Brunnen gefallen ist. Leider gibt es ja auch genug Eltern, die sich viel zu wenig dafür interessieren, was ihr Kind den ganzen Tag so macht. Aber ich würde mir an dieser Stelle mehr Vertrauen wünschen. Vertrauen in das eigene Kind, dass es seinen Weg machen wird. Vertrauen in die Lehrer, die oft mit viel Herzblut ihren Job machen. Und nicht zuletzt auch Vertrauen in Gott, dem wir unsere Kinder anvertrauen können.

Gerade heute bekam ich eine Pressemeldung von einer Firma, die verschiedene technische Geräte für Familien anbietet. Zum Beispiel eine WLAN-Monitoring Kamera fürs Baby, die gleichzeitig auch die Temperatur misst (allerdings nur die Raumtemperatur, nicht die Körpertemperatur des Babys – da ist noch Luft nach oben). Oder einen Luftbefeuchter fürs Kinderzimmer, den man mit dem Smartphone steuern kann (wieder was für die Kategorie „Dinge, die die Welt nicht braucht“). Außerdem bietet die Firma ein Gerät für Grundschulkinder an, das dem Kind vermittelt, ein Smartphone light zu sein – es kann damit übers Internet Musik hören und Videos schauen. Eigentlich handelt es sich aber um ein Überwachungsgerät: Die Eltern können nicht nur ständig  kontrollieren, welche Inhalte ihr Kind nutzt, sondern auch, wo es sich gerade aufhält.

Aber wie sollen unsere Kinder zu selbstständigen und selbstbewussten Erwachsenen werden, wenn wir sie krampfhaft festhalten – und sei es auch „nur“ digital? Richtet so ein Überwachen nicht mehr Schaden an als eine verpatze Mathearbeit? Loslassen fängt nicht erst an, wenn die Kinder aus dem Haus gehen. Es ist ein langer Prozess. Der ist für uns Eltern oft schwer. Aber für uns und vor allem unsere Kinder notwendig.

Bettina Wendland

Family-Redakteurin

 

 

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Handys in der Schule

Mehr als 50 Prozent der Kinder zwischen 4 und 13 Jahren besitzen ein Handy. In der Altersgruppe der 12- bis 13-Jährigen gehören die Smartphones mit einer Verbreitung von 85 Prozent bereits zur Standardausstattung. Auch Schulen stehen deshalb vor der Frage, wie sie damit umgehen. Ob Handys in Schulen generell verboten sind, mit welchen Konsequenzen Schüler rechnen müssen und wieso sie besonders bei Prüfungen lieber auf ihr Mobiltelefon verzichten sollten, beantwortet Michaela Zientek, Juristin der D.A.S. Rechtsschutz Leistungs-GmbH (D.A.S. Leistungsservice).

Die meisten Schüler besitzen ein Mobiltelefon und nehmen es fast überall hin mit. Dürfen sie es auch in der Schule dabei haben?

Ob Handys auf dem Schulhof oder im Unterricht erlaubt sind, müssen die Schulen entscheiden. Meist regeln ihre individuellen Schulordnungen, wie und wann Schüler ihr Handy in der Schule nutzen dürfen. Da Schulrecht Sache der Länder ist, können in unterschiedlichen Bundesländern auch verschiedene Regeln gelten. So ist beispielsweise Bayern besonders streng: Dort ist sogar im Schulgesetz festgelegt, dass Handys auf dem gesamten Schulgelände ausgeschaltet bleiben müssen. Allerdings ist ein generelles Handy-Verbot in Schulen nicht möglich. Die Schulleitung kann und darf Schülern nicht untersagen, vor oder nach dem Schulbesuch beispielweise mit Freunden oder Eltern zu telefonieren oder zu chatten. Während des Unterrichts sind Mobiltelefone nach den Schulordnungen oder Landesschulgesetzen jedoch in der Regel verboten und müssen ausgeschaltet sein. Übrigens: Die Regelungen zu Handys gelten meist auch für Tablet-PCs, Gameboys oder MP3-Player.

Wenn die Handynutzung in der Schule oder im Unterricht nicht erlaubt ist, dürfen die Lehrer es dem Schüler dann wegnehmen?

Halten sich die Schüler nicht an die Vorschriften, darf die Schule, also der Lehrer, zu erzieherischen Maßnahmen greifen. Denn die Mitglieder des Lehrerkollegiums sind für die Durchsetzung der Schulordnung zuständig. Klingelt das Handy zum Beispiel in der Französischstunde oder postet der Schüler während der Physikstunde eine Nachricht in sozialen Netzwerken, stört das den Unterricht. Dann darf der Lehrer dem Schüler das Mobiltelefon wegnehmen. Wichtig: Der Lehrer darf das Gerät nur in Gewahrsam nehmen. Das Handy durchsuchen, um beispielsweise zu überprüfen, ob der Schüler SMS verschickt hat, ist ihm untersagt. Sonst verletzt er den Schutz des Post- und Fernmeldegeheimnisses und das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Schülers. Ist der Unterricht oder der Schultag beendet, kann der Schüler sein Telefon wieder abholen. Entweder beim Lehrer oder im Sekretariat. Behält die Schule das Mobiltelefon länger als für die Dauer des Schultages, würde das einen unverhältnismäßigen Eingriff in das Eigentumsrecht des Schülers darstellen.

Welche Regelungen gelten bei schulischen Prüfungen?

Handys, insbesondere Smartphones mit ihren zahlreichen Apps, könnten als elektronische Spickzettel benutzt werden. Wird ein Schüler mit seinem Mobiltelefon während einer Klassenarbeit erwischt, kann die Schule das als Täuschungsmanöver ansehen. Wurde der Schüler vorher ausreichend deutlich auf ein solches Verbot hingewiesen, muss er bei entsprechender Regelung in der Schul- oder Prüfungsordnung sogar mit der Note “ungenügend” rechnen, so ein Urteil des Verwaltungsgerichts Karlsruhe (Az. 7 K 3433/10). Deshalb ist es besser, entweder das Handy zu Hause zu lassen oder es noch vor Prüfungsbeginn beim Lehrer abzugeben.