„Mein Kind war dabei zu erlöschen“ – So erlebte Katharina die Krebserkrankung ihres Kindes

Für Katharina Weck ändert sich alles, als ihr Sohn Phileas an Leukämie erkrankt. Wie die Auseinandersetzung mit der Krankheit ihr Leben und ihren Glauben verändert hat.

Es ist ein kühler Donnerstagvormittag, als ich mich auf den Weg zu Katharina Weck mache. Etwa eine halbe Stunde Bahnfahrt heraus aus Berlin an den Stadtrand, ein Fußmarsch durch die ruhige Nachbarschaft. 2015 ist Katharina mit ihrer Familie aus dem lauten Berlin-Kreuzberg nach Brandenburg gezogen. In ein gemütliches Häuschen mit einem Kirschbaum im Garten und einem großen Kamin im Wohnzimmer.

Katharina Weck kommt eigentlich aus Niedersachsen, sie ist leidenschaftliche Sozialpädagogin, verheiratet mit Christopher und hat drei Söhne: Phileas (7), Mio (4) und Sashi (drei Monate). 2017 erkrankte Phileas an Leukämie. Über die zwei Jahre Therapie und was das mit ihr und ihrer Familie gemacht hat, hat Katharina ein Buch geschrieben.

Plötzlich zerbrechlich

Bei einer Tasse Tee sitzen wir zusammen und unterhalten uns. Katharina fotografiert neben dem Schreiben auch viel. Sie zeigt mir ein dickes Fotobuch, in das sie die Zeit der Krankheit eingefangen hat, Bilder von einem wilden Jungen in einer kleinen Familie, einem Jungen, der plötzlich untypisch schlapp ist, irgendwann an Geräten im Krankenhaus hängt, neben seinem kleinen Bruder so zerbrechlich wirkt, müde in Decken eingekuschelt, aufgedunsen, wie er irgendwann wieder Farbe bekommt, wieder tobt, ihm die Haare wieder wachsen. Durch die Seiten des Fotoalbums blätternd bekomme ich einen kurzen Einblick und eine Ahnung, wie viel Zeit zwischen der ersten und der letzten Seite, zwischen der Diagnose und einem „es geht wieder aufwärts“ liegt.

Katharina Weck: Die Zeit, die wir hinter uns haben, andern zu erklären, ist manchmal ganz schwierig, darum habe ich auch das Fotobuch gemacht. Es war gut, es Phileas zum Beispiel in die Schule mitgeben zu können, damit andere sich das vorstellen konnten. Ich glaube, wir Menschen neigen oft zu einem „Ah, alles ist gut. Jetzt hat er ja wieder Haare, Schwamm drüber“ und so ist es halt einfach nicht gewesen. So ist es jetzt nicht und so war es damals nicht.

Die Fotos erzählen von dieser Zeit, aber auch deine einfühlsamen Texte. Wie kam es dazu, dass du ein Buch über eure Geschichte veröffentlicht hast?
Ich bin ganz eifrige Tagebuchschreiberin und vor kurzem habe ich alte Texte gefunden. Ich habe mir anscheinend schon als Jugendliche mit Lesen und Schreiben die Welt erklärt – und mit Fotografieren. Das gefällt mir, Geschichten erzählen mit Bildern, mit Texten. Aber ich habe nie gedacht, dass ich mal ein Buch schreibe. Das ist wirklich aus der Not heraus entstanden. Ich habe einen Text geschrieben und den habe ich gepostet und sehr viele Reaktionen bekommen. Ab da habe ich immer wieder in den Momenten, in denen ich nicht mehr denken konnte, alles aufgeschrieben. Ab und zu habe ich das dann veröffentlicht und daraus sind Gespräche mit Leuten in ähnlichen Situationen und dadurch ein ehrlicher Austausch entstanden. Als ich dann alles nochmal geordnet und weitergeschrieben habe, war das auch Teil des Verarbeitens. Ich merke, vorbei ist das aber noch lange nicht. Gerade die Kinder fangen jetzt erst damit an, die Todesangst sitzt noch ganz schön tief in Phileas‘ Zellen.

Man kann sich nicht nicht verändern

Am Anfang, kurz nach der Diagnose, hast du geschrieben, dass ihr euch von der Krankheit nicht verändern lassen wollt …
Ja (überlegt), also das geht nicht (lacht). Also man kann sich nicht nicht verändern. Man bleibt nicht dieselbe Person, wenn man durch so etwas geht. Es war einfach so ein natürlicher Impuls, als wir die Diagnose bekommen haben, um das durchzustehen. „Du kriegst uns nicht klein, du scheiß Krebs.“ Daran habe ich mich auch lange festgehalten, indem wir trotzdem Dinge getan haben, die früher normal waren. Aber um so schlimmer es wurde, desto weniger ging das. Am Anfang war uns das noch nicht so klar.

Foto: Katharina Weck

Foto: Katharina Weck

Und langsam habt ihr es dann realisiert …
Ja, anfangs dachte ich, wir brauchen das nicht, wir gehören nicht auf die Kinderonkologie, in das alles. Irgendwann habe ich dann aber gemerkt, ich kann hier nicht unverändert herausgehen. Denn diese Todesangst, die sich bei Philli in den Zellen abgespielt hat, die liegt jetzt auf meinem Herzen, das habe ich auch jetzt noch. Es wird weniger, und dennoch gibt es immer wieder Momente, in denen alles wackelig ist. Geliebte Menschen leiden zu sehen, das ist super schlimm. Aber beim eigenen Kind, da ist das noch mal etwas Besonderes. Das Kind, das man auf die Welt gebracht hat, das man liebt, dem geht es plötzlich unglaublich schlecht und ist dabei zu erlöschen. Und ihm dann Sachen zumuten zu müssen, durch die es ihm noch schlechter geht, aber die er braucht, um zu überleben, das verändert einen. Und lässt einen alles überdenken. Manches sehe ich jetzt schwärzer, aber manches hat sich auch zurechtgerückt.

„Schlimm ist, sein Kind zu verlieren“

Du schreibst, dass du lernen musstest, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu trennen. Meinst du das?
Genau, das mussten wir lernen. So anstrengend der normale Alltag jetzt wieder ist, schlussendlich schlafe ich abends zufrieden ein. Weil ich weiß, das ist nicht schlimm, schlimm ist, sein Kind zu verlieren. Irgendwann kam die Erkenntnis, dass ich sogar das irgendwie akzeptiert hätte. Ich hätte ihn vielleicht loslassen müssen, so schrecklich das ist. Ich habe verstanden: Das Leben ist so, und der Glaube ist auch keine Garantie, dass schreckliche Dinge nicht auch passieren. Auch wenn Phileas nicht gestorben ist, trauern wir in gewisser Weise, weil er einen Teil seiner Kindheit verloren hat und die ganze Familie eine schreckliche Zeit hatte.

Irgendwann warst du in den zwei Jahren an einem Tiefpunkt. Du beschreibst im Buch, wie du im Wohnzimmer auf dem Boden liegst und nicht mehr aufstehen kannst. Dann schilderst du weiter: „Der Boden, an dem ich jetzt bin, ist auch der, der mich trägt.“ Da war noch keine Heilung in Sicht, und trotzdem fühltest du dich am tiefsten Punkt getragen?
Genau. Es gab kein „jetzt ist alles wieder gut“. Bisher bin ich durchs Leben recht einfach durchgekommen, habe die Dinge angepackt. Aber während der Erkrankung habe ich gemerkt: Im Grunde bin ich niemand, und das, was ich kann und mache und tue, das zählt im Grunde nichts. Jetzt, wo wieder etwas Normalzustand da ist, da packt man natürlich wieder Sachen an und das ist auch gut so. Aber diese Art zu glauben, das Wissen, das ist geblieben. Zum Beispiel bekomme ich jetzt oft die Rückmeldung: Du bist so stark. Nein! Im Gegenteil, ich war ganz schwach, verzweifelt. An dem Punkt musste ich alles abgeben.

Eine Extrem-Erfahrung von Loslassenmüssen …
Ja, ich habe gemerkt, ich kämpfe. Aber irgendwann musste ich sortieren: Wohin fließt das bisschen Kraft, das ich noch habe? Ich habe gemerkt, ich stecke so viel Kraft da hinein, ihn bei mir zu halten, das war irgendwann einfach nicht mehr möglich. Niemand konnte mir sagen, es wird alles gut. Da lag ich irgendwann auf dem Boden und habe gemerkt, ich kann ihn nicht retten, ich muss ihn loslassen. Und vertrauen. Nicht, dass Gott ihn heilt, sondern, dass Gott da ist, egal was passiert.

Danke-Tagebuch hilft

Aus dieser Erfahrung heraus ist für dich auch eine neue Überschrift über dein Leben entstanden: Eucharisteo. Was bedeutet das?
Das wurde inspiriert von der Autorin Ann Voskamp. Sie empfiehlt in ihren Büchern ein Danke-Tagebuch zu führen. Aufzuschreiben, was gut am Tag war, egal, wie voll der mit Mist war. Eucharistie, das Abendmahl, in dem man bittet, aber auch für das dankt, was man hat. Diesen Ansatz fand ich gut, dachte aber gleichzeitig: Wofür soll ich an so einem schrecklichen Tag dankbar sein? Und dann musste ich an den Kuchen der Nachbarin denken und an andere Gesten. Irgendwann hat sich das entwickelt, dann habe ich in den schlimmen Stunden in der Klinik, wenn Phileas im Krankenhaus alles vollspuckte und die Krankenpflegerin alles aufwischte, plötzlich Dankbarkeit verspürt, bei all dem Krebs in unserem Alltag. Und ich konnte meinen Sohn mit Dankbarkeit in den Arm nehmen, mit einem weichen Herzen. Das ist für mich Eucharisteo: Nicht für das Offensichtliche dankbar zu sein, sondern die Fähigkeit zu erlangen, in schlimmen Situationen die kleinen guten Momente zu finden, um zu überleben. Ich glaube, das war der Grund, dass wir nicht kaputtgegangen sind.

Foto: Katharina Weck

Foto: Katharina Weck

Am Schluss des Buches stellst du dir die Frage, was ist, wenn der Geist vom Krebs bleibt und ob es schlimm ist, wenn er bleibt. Wie meinst du das?
Alle vier Wochen müssen wir weiter mit Phileas zur Blutuntersuchung. Da sehen wir auch die ganzen Kinder, die gerade mittendrin sind. Das bleibt also präsent. Da bleibt man irgendwie genügsam und demütig. Ich meine, so oft vergesse ich das auch. Immer wieder sind der Krebs und diese Angst für uns ein Thema. Um die Wut darüber nicht in mich hineinzufressen, ist Eucharisteo immer wieder sehr notwendig. Zu sehen, wie viele Privilegien wir natürlich trotzdem haben. Dennoch ist dieses Leben eben nicht der Himmel und auf der Welt ist vieles ungerecht. Trotzdem ist Gott da. Ich weiß nicht, ob das Verarbeiten irgendwann vorbei ist. Darum möchte ich schon jetzt nicht daran verbittern, sondern es annehmen. Und mutig bleiben.

„Den Mut mussten wir bewusst zurückholen“

Zum Thema mutig bleiben. Oder den Mut wieder- aufnehmen: Irgendwann habt ihr die Entscheidung getroffen, dass das Leben weitergeht. Und jetzt schläft hier euer acht Wochen alter kleiner dritter Sohn, während wir uns unterhalten.
Ja (lacht). Dieser Schritt hat mir riesige Angst gemacht, das kannte ich vorher nicht von mir. Aber wir wollten dieselben bleiben, ja klar (überlegt). Der Mut kam nicht von alleine wieder. Wir mussten ihn bewusst packen und zurückholen. Niemand konnte mir den geben. Ich bin zu Gott gekrochen und habe mir die Zeit genommen, Gott wieder zu vertrauen.
So ein Zeichen davon, dass der Mut wieder ergriffen werden musste, liegt jetzt in der Wippe neben uns (lacht). Von einem Ausnahmezustand in den nächsten, da könnte man schon sagen bescheuert (lacht) und es war auch nicht einfach, auch die Schwangerschaft nicht, da ich eigentlich so erschöpft war.

Es war wahrscheinlich gerade erst alles dabei, wieder normaler zu werden, da holt die Erschöpfung einen erst richtig ein, oder?
Total! Aber wir haben dann auch gesagt, was nützt es zu warten, bis wir hier fertig sind. Es kann sein, dass wir hier nie fertig werden. Es wäre schön zu sagen: „So, der Krebs ist vorbei, jetzt kann es weitergehen.“ Aber wer weiß, wann es vorbei ist, wann wir wirklich sagen können: „Jetzt sind wir da fein raus.“ Unser kleiner Sashi ist jetzt nicht unsere Hoffnung, das legen wir ihm nicht auf die Schultern. Aber er ist ein Neuanfang, und den zwei großen Brüdern gefällt ihre Rolle. Phileas tut es gut, dass er jetzt nicht mehr der ist, um den sich alles dreht. Es gibt momentan viele kleine Momente, die so wertvoll sind.

Vielen Dank, für deine Offenheit. Und auch, wenn du nicht möchtest, dass man sagt wie stark du bist, empfinde ich deine Ehrlichkeit über dein Nicht-Stark-Sein als Stärke. Danke für das Interview!

Nach dem Interview unterhalten wir uns fast nochmal genauso lange darüber, warum Krankheit und Leid oft nur am Rand stattfindet, obwohl es sich fast in allen Leben abspielt. Warum wir diesen Teil so gerne auf Krankenhäuser und andere Ecken verdrängen, heraus aus dem alltäglichen Bewusstsein und unseren Gesprächen. Katharina erzählt, wie ihr Buch oft unter dem Thema Trauer aufgelistet wird. Es enthält auch eine ordentliche Portion Trauer, aber genauso auch eine große Portion Hoffnung. Und wir stellen fest, dass ein Teil dieser Hoffnung auch dadurch entsteht, dass wir unsere schweren und schmerzlichen Geschichten teilen. Katharina trägt mit der Geschichte von ihr und ihrer Familie dazu bei, den Blick zu öffnen für die Welt einer Familie mit der Diagnose Leukämie. Die Fotos, die vor mir liegen, und Katharinas Worte schaffen es Kloß-im-Hals-Schweres auszudrücken und gleichzeitig die hoffnungsvollen Momente festzuhalten.

Das Interview führte Marie Jäckel. Sie studiert in Berlin Politik und Soziologie.

Kein Beziehungsratgeber half diesem Paar. So wurden sie trotzdem ein Team

Früher schrien sich Jennifer Zimmermann und ihr Mann wochenlang abends an. Heute ist ihr Partner gleichzeitig ihr bester Freund.

Man sollte es gleich zu Anfang wissen: Wir sind kein Vorzeigepaar. Ich sehe uns heute noch in unserer ersten Wohnung am Frankfurter Westbahnhof sitzen. Draußen donnerten die Güterzüge und drinnen las ich mit roten Ohren das Kapitel über Sex aus unserem Eheratgeber vor. Zehn von zwanzig Kapiteln lang übten wir uns in größtmöglicher Offenheit und wälzten Vorstellungen über Geld und Rollenbilder. Die letzten zehn Einheiten lasen wir nie. Das einzige Buch, das wir gemeinsam (fast) bis zum Ende gelesen haben, enthielt gesammelten Poetry Slam. Das Ehebuch lag unterdessen auf dem Couchtisch und starrte uns vorwurfsvoll an, weil wir offenbar keinen stabilen Grundstein für unsere Beziehung legen wollten.

Viele Ratschläge

Ich kam mit neuen Büchern und Seminarangeboten nach Hause. Mein Angetrauter verdrehte die Augen. Zurecht. Er konterte mit einer Auswahl von Restaurants, in die er mich für ein Ehedate entführen wollte. Ich seufzte, weil in mir ein kleiner grummeliger Zwerg mit Kontrollzwang wohnte, der es überhaupt nicht leiden konnte, wenn jemand anderes sein Essen kochte. Freunde erzählten mir, wie sie in ihre Beziehung investierten. Welche Rituale sie bewusst in ihren Alltag einflochten. Wie sie das gemeinsame Gebet jeden Abend durch persönliche Probleme trug. Wie dieses oder jenes Kommunikationsseminar die Weichen für ihre gemeinsame Zukunft gestellt hatte. Und ich seufzte wieder und schämte mich ein bisschen.

Bedienungsanleitung falsch verstanden

Zu Beginn unserer Ehe war ich mir sicher: Wir hatten etwas an der Bedienungsanleitung für unsere Ehe falsch verstanden. Wie konnte all das, was uns stark machen sollte, all das, was eine Partnerschaft bereichern sollte, sich so verkehrt anfühlen? So furchtbar verkrampft? Würde unsere Ehe es ohne all die Investitionen und die wohlgepflegten Rituale durch die Abgründe schaffen, die sich im Leben manchmal so plötzlich auftun?

Augenringe bis zum Boden

Der erste Abgrund kam schneller als gedacht. Schwerfällig stapften wir durch den unerwartet tiefen Sumpf frisch gebackener Elternschaft: durchwachte Nächte und völlige Fremdbestimmung. Mein Mann machte sein Examen und startete ins Referendariat. Wir bekamen ein zweites Kind. Tageweise entlud sich all die Anspannung in erbitterten Kämpfen, die wir abends auf dem Sofa ausfochten. Tagsüber waren wir zwei abgeschaffte, zerzauste Menschen mit hängenden Schultern und Augenringen bis zum Boden, die um alles in der Welt versuchten, ihre Kinder nicht anzuschreien.

Zwei Freunde

In dieser Zeit waren wir vor allem eins: Freunde. Zwei Freunde, die sich hin und wieder auf die Schultern klopften. Zwei Freunde, die beschlossen hatten, gemeinsam durch die guten und die schlechten Zeiten zu gehen. Und das taten wir. Ein heimlicher Beobachter hätte vielleicht diagnostiziert, dass wir nebeneinander her lebten, so still, wie wir unserer Wege gingen. Aus unserer Perspektive aber sah alles ganz anders aus. Ausgelaugt und verzweifelt klammerten wir uns wortlos an den einzigen anderen Menschen, der mit im Boot saß. Abends trafen wir uns auf der Couch zu unserer Lieblingskrimiserie. Ich schlief auf der Couch ein. Er weckte mich und schickte mich ins Bett. Und am nächsten Morgen standen wir wieder auf und stellten uns gemeinsam dem Chaos, das unser Leben geworden war. Jeder an seiner Front.

Sonntage in der Notaufnahme

Von allen Seiten schien man uns zuzuschmettern, dass wir um alles in der Welt nicht „nur“ Eltern sein dürften. Wir hörten uns schlotternd die Warnungen an. Was würde mit uns passieren, wenn die Kinder eines Tages auszögen? Das Ende war wohl vorprogrammiert. Wir zitterten. Kurz. Dann wechselten wir wieder Windeln, machten die Nächte durch, gingen arbeiten und verbrachten unzählige Sonntage mit einem fiebernden Kind in der Notaufnahme.

Immer noch ein Team

Und eines Tages blickten wir über die Schultern und stellten fest, dass wir das Schlimmste hinter uns hatten. Wir blickten an uns herab und stellten fest, dass wir uns immer noch an den Händen hielten. Irgendwann in dieser Zeit kam der Moment, in dem mir klar wurde, dass wir uns nicht mehr zu dem Paar entwickeln würden, das in meinem Kopf wohnte. Wir waren anders, als ich gedacht hatte. Wir konnten einander immer noch zum Lachen bringen. Wir bewunderten einander immer noch für den Umgang mit unseren Kindern. Wir arbeiteten immer noch als Team. Und wir lernten zu schätzen, was wir miteinander hatten, statt uns krampfhaft in eine Form zu pressen, in die wir nicht passten.

Nur überleben

Zeiten des Ausnahmezustands sind keine glorreichen Zeiten. Egal, ob wir ein neues Familienmitglied durch die ersten Monate begleiten, ein Elternteil pflegebedürftig wird oder eine Krankheit die Familie durchschüttelt – es gibt Zeiten, in denen wir nur überleben. Es gibt Zeiten, in denen unsere Ehe nur überlebt. Aber zu wissen, dass der Mann an meiner Seite versprochen hat, mich auch noch morgen zu lieben, egal, wie müde und elend ich heute durch die Wohnung geschlurft bin – das ist eins der größten Geschenke in meinem Leben.

Trotz allem

Es sind Zeiten wie diese, in denen ich den Wert von Treue schätzen gelernt habe. Von Zuverlässigkeit. Und Freundschaft. Es sind Zeiten wie diese, in denen ich gelernt habe, dass Liebe etwas anderes ist als die Summe der schönen gemeinsamen Stunden. Denn wie mein Mann in dieser Zeit zu seiner müden Frau gehalten hat, das erklärt meinem Herz etwas darüber, wie treu auch Gott ist. Wie zuverlässig. In einer Zeit, in der auch mein Glaube nur knapp überlebte, gab es keine deutlichere Botschaft, als jeden Morgen aufzuwachen und meinen Mann neben mir zu finden. Immer noch. Trotz allem.

Alle suchen den idealen Partner

In dem Buch „Ehe“, das der US-amerikanische Pastor Timothy Keller 2011 gemeinsam mit seiner Frau Kathy veröffentlichte, beschreibt er einen Wandel im Verständnis von Ehe. „Früher ging es in der Ehe um uns, jetzt geht es um mich.“ Vergangene Jahrhunderte haben die Ehe als ökonomische und soziale Institution begriffen. Heute tritt der verständliche Wunsch nach Selbstverwirklichung in den Vordergrund, wenn es um die Erwartungen an eine Beziehung geht. In einer von Keller zitierten Studie suchen die befragten Singles vor allem nach Partnern, für die sie sich nicht ändern müssen. Sie suchen „den idealen Partner, einen Menschen, der glücklich, gesund, interessant und mit dem Leben zufrieden ist. Noch nie zuvor in der Geschichte der Menschheit hat es eine Gesellschaft gegeben, die so voller Menschen war, die alle den idealen Partner suchten.“

Der Prinz auf dem weißen Pferd

In einer Zeit, in der die Geschichte vom Prinzen auf seinem weißen Pferd in allen Schattierungen von Hollywood ausgeschlachtet worden ist, drängt sich die Überlegung auf, ob das Warten auf den idealen Partner, den „Seelenverwandten“, nicht alles leichter gemacht hätte. Meist kann ich diese Frage nach einigem Gedankenwälzen unter „Selbstoptimierung“ verstauen. In meinem Leben nimmt sie einen ähnlichen Stellenwert ein wie die Frage, ob regenbogenfarbene Haare mein Leben besser – weil bunter – machen würden. Etwa fünf Minuten lang erscheint sie wirklich dringend. Dann rastet mein Fünfjähriger aus, weil die Nudeln alle sind und ich blicke in das tiefenentspannte Gesicht meines Mannes und weiß wieder, dass ich hier richtig bin. Aber die Frage nach dem idealen Partner ist nicht für jeden so eindeutig zu lösen wie für mich. Und manchmal scheint es so, als ob wir, wenn wir an der Optimierung unserer Partnerwahl scheitern – und das tun wir immer, egal wie gründlich wir suchen – mit der Optimierung unserer Beziehungen weitermachen.

Gegen den Optimierungswahn

Wie wir mit Ehe umgehen, erinnert mich manchmal an meinen Pinterest-Account. Ständig werden mir Bilder von perfekten Lösungen für meine Wohnprobleme vorgeschlagen. Aber Paare lassen sich viel schwerer optimieren als Wohnzimmer. Paare sind zwei komplexe Menschen mit vielen Jahren Leben im Gepäck und jeder hat einen Reisekoffer voller rumpelnder Gedanken, den er hinter sich herzieht.

Ich durfte zu der liebevollen Erkenntnis kommen, dass es ok ist, nicht das Paar zu sein, das ständig investiert und optimiert. Dass es sogar ok ist, ein paar Wochen lang das Paar zu sein, das sich abends anschreit, wenn uns das am Ende einen Schritt weiterbringt. Es kann sich vollkommen richtig anfühlen, Eheratgeber zu lesen und gemeinsam Seminare zu besuchen. Aber es gibt tausend andere Möglichkeiten, eine Ehe zu einem guten Ort für beide Partner zu machen. Für uns ist es tausendundein Gespräch, das wir den Tag über zwischen Tür und Angel führen. Es sind die Insider, die nur wir verstehen. Der gelegentliche kinderfreie Nachmittag mit einem heimlichen Eis. Und dann gibt es die schlechten Zeiten. Die, in denen wir auf dem Zahnfleisch gehen. Manchmal reicht es dann, wenn der andere über deinen schrägen Witz lacht. Wenn einer weiß, wie du deinen Kaffee trinkst. Wenn du mit deinem besten Freund unter einem Dach wohnst und irgendwie versuchst, das Lebenschaos zu managen. Ja, wirklich, es gibt Zeiten, da reicht Freundschaft voll und ganz. Vergiss nur nicht, ab und zu auf die starke Schulter neben dir zu klopfen.

Jennifer Zimmermann lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Bad Homburg. Vor einigen Monaten ist ihr erstes Buch erschienen: „Als Gott mich fallenließ. Vom Ausharren und Weitergehen mit ihm“ (SCM R.Brockhaus).

Wie Kinder zu ihren Rechten kommen

In Deutschland gibt es seit Jahren eine Diskussion darüber, ob die Kinderrechte im Grundgesetz verankert werden sollen. Die Befürworter sehen darin unter anderem die Chance, das Kindeswohl zu stärken und die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an Entscheidungen rechtlich abzusichern. Die Kritiker befürchten vor allem, dass die Rechte der Eltern zugunsten des Staates eingeschränkt werden. Wir haben zwei Menschen, die sich für Kinder und Familien engagieren, gefragt, welche Haltung sie vertreten.

Die Hintergründe

Vor gut 30 Jahren, im November 1989, wurde die UN-Konvention über die Rechte des Kindes verabschiedet. In den Jahren darauf haben – bis auf die USA – alle Mitgliedsländer der Vereinten Nationen diese Konvention für sich ratifiziert.

Zu den Kinderrechten gehören: das Recht auf Gleichheit, auf Gesundheit, Bildung, Spiel und Freizeit, freie Meinungsäußerung und Beteiligung, Schutz vor Gewalt, Zugang zu Medien, Schutz der Privatsphäre und Würde, Schutz im Krieg und auf der Flucht sowie besondere Fürsorge und Förderung bei Behinderung.

Seit Jahren gibt es nun in Deutschland das konkrete Bestreben, die Kinderrechte auch im Grundgesetz zu verankern. Dafür engagieren sich besonders Organisationen wie UNICEF Deutschland, der Deutsche Kinderschutzbund, das Deutsche Kinderhilfswerk und die Deutsche Liga für das Kind.
Der Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD für die aktuelle Legislaturperiode enthält im Kapitel „Familie“ die Formulierung: „Wir werden Kinderrechte im Grundgesetz ausdrücklich verankern. Kinder sind Grundrechtsträger, ihre Rechte haben für uns Verfassungsrang. Wir werden ein Kindergrundrecht schaffen. Über die genaue Ausgestaltung sollen Bund und Länder in einer neuen gemeinsamen Arbeitsgruppe beraten und bis spätestens Ende 2019 einen Vorschlag vorlegen.“

Diese Arbeitsgruppe hat bis Oktober 2019 verschiedene Optionen erarbeitet, wie die Kinderrechte im Grundgesetz verankert werden können. Dabei geht es im Wesentlichen um eine Ergänzung des Artikels 6. Darin heißt es bisher: „Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung. Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft. Gegen den Willen der Erziehungsberechtigten dürfen Kinder nur auf Grund eines Gesetzes von der Familie getrennt werden, wenn die Erziehungsberechtigten versagen oder wenn die Kinder aus anderen Gründen zu verwahrlosen drohen.“

Bundesjustizministerin Christine Lambrecht hat daraufhin einen Gesetzentwurf vorgelegt, der vorsieht, folgenden Absatz im Artikel 6 zu ergänzen: „Jedes Kind hat das Recht auf Achtung, Schutz und Förderung seiner Grundrechte einschließlich seines Rechts auf Entwicklung zu einer eigenverantwortlichen Persönlichkeit in der sozialen Gemeinschaft. Das Wohl des Kindes ist bei allem staatlichen Handeln, das es unmittelbar in seinen Rechten betrifft, angemessen zu berücksichtigen. Jedes Kind hat bei staatlichen Entscheidungen, die seine Rechte unmittelbar betreffen, einen Anspruch auf rechtliches Gehör.“

Dieser Entwurf geht den Befürwortern nicht weit genug, den Kritikern geht er zu weit. Es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis hier eine Lösung gefunden wird.

Bettina Wendland

 

„NICHT ABSCHÄTZBARE FOLGEN“

Rebekka Hofmann sorgt sich, dass eine Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz Folgen für die Freiheit und Verantwortung der Eltern haben könnte.

Kinderrechte ins Grundgesetz – könnte dies ein Türöffner sein, das bisher ausgewogene Verhältnis zwischen der grundlegenden Verantwortung von Eltern und der Wächterfunktion des Staates zulasten der Familien zu verändern?

Verantwortung der Eltern

Als Mutter von drei Kindern, geht es mir – hier spreche ich stellvertretend für viele Eltern – um die Pflicht und Verantwortung zur Erziehung meiner Kinder, der ich mit meinem Mann persönlich nachkommen möchte. Meines Erachtens gibt mir der Artikel 6 in unserem Grundgesetz die Freiheit und auch die Rechtsgrundlage dazu, und so hinterfrage ich die Notwendigkeit zur Aufnahme von Kinderrechten im Grundgesetz. Auch Experten einzelner Juristenverbände weisen eindringlich darauf hin, dass die Wächterfunktion des Staates gegenüber Eltern, die ihre Pflichten und ihre Verantwortung – aus welchen Gründen auch immer – nicht wahrnehmen können oder wollen, bereits jetzt verfassungsrechtlich abgesichert ist. Deren Umsetzung muss eher durch Veränderungen von Rahmenbedingungen verbessert werden als durch eine Ergänzung von Kinderrechten. Deutschland sollte auch nicht aufgrund der UN-Kinderrechtskonvention von 1989 mit Ländern verglichen werden, in denen bisher nicht einmal Menschenrechte geachtet werden und Kinder aus diesem Grund ganz offensichtlich dringend erweiterten, rechtlichen Schutz benötigen.

Die Forderung, „die Lufthoheit über den Kinderbetten zu erobern“, die Olaf Scholz 2002 angesichts des Ausbaus der Kinderbetreuung geäußert hat, lässt mich aufhorchen und ahnen, dass es beim Thema Kinderrechte um weit mehr geht als darum, ein gefährdetes Kindeswohl demnächst zuverlässiger abwenden zu können. Ein Beispiel: Wir haben unsere Kinder aus Überzeugung in den ersten drei Lebensjahren zu Hause betreut und sehen diese Freiheit in Zukunft gefährdet. Denn ein so genanntes Kinderrecht auf Bildung könnte die Einführung einer KiTa- oder sogar Krippenpflicht zur Folge haben. Werden wir Eltern uns dann als „Bildungsverweigerer“ unserer Kinder verantworten müssen? Wie viel Freiheit und Mündigkeit werden uns in den Entscheidungen für die Belange unserer Kinder noch zugestanden? Welche Erziehungsfehler sind noch tolerierbar und als rein menschlich begründet anzusehen? An welchem Punkt gelten Eltern als verantwortungslos, und wer entscheidet darüber?

Einfluss des Staates

In Norwegen sind Kinderrechte schon länger gesetzlich verankert. Neben den positiven Folgen resultiert daraus leider auch die Zunahme von Inobhutnahmen durch die Kinderschutzbehörde Barnevernet, und es wird vermehrt in Familien eingegriffen und Kinder aufgrund nicht oder kaum nachvollziehbarer Gründe von ihren Eltern getrennt.

Hier geht es nicht um die von der UN geforderten Grundrechte für Kinder, die bereits in unserem Grundgesetz verankert sind, sondern um die zum jetzigen Zeitpunkt für uns nicht abschätzbaren Folgen, die ein weiter verstärkter Einfluss des Staates mithilfe der Kinderrechte auf das Familienleben in unserem Land haben könnte. Dass dann auch intakte Familien durch ein gezieltes Aushebeln der Elternrechte betroffen sein könnten, ist nicht auszuschließen. Das sehe ich problematisch.
Schon mehrfach wurde diese Thematik in unseren Regierungen debattiert. Und es wird sicherlich nicht das letzte Mal gewesen sein. Deshalb möchte ich ermutigen, wachsam zu bleiben und genau hinzuschauen, welche Bestrebungen den Familien und damit auch den Kindern in unserem Land wirklich dienen.

Rebekka Hofmann hat mit ihrem Mann drei Kinder. Sie ist Mitgründerin von Nestbau e.V.. Der Chemnitzer Verein informiert, berät und unterstützt Eltern, die ihre Kinder in den ersten drei Jahren gern selbst betreuen wollen. www.nestbau-familie.de

 

„KINDER MÜSSEN IN DEN FOKUS GESTELLT WERDEN“

Bernd Siggelkow plädiert dafür, die Kinderrechte ins Grundgesetz aufzunehmen, damit vor allem benachteiligte Kinder stärker gehört werden.

Kinderrechte gehören ins Grundgesetz, denn die dortige Verankerung macht daraus eine moderne, zukunftsorientierte Verfassung und setzt gleichzeitig ein Zeichen, welche Bedeutung Kindern und Jugendlichen und deren Belangen in Deutschland beigemessen wird. Natürlich möchte ich als Gründer und auch Leiter einer Kinder- und Jugendeinrichtung die Rechte der Eltern innerhalb ihrer Familie nicht beschneiden. Unsere Kinder sind aber keine kleinen Erwachsenen, und deswegen sollten und müssen ihre Rechte gestärkt werden.

Ein immer wiederkehrendes Gegenargument ist der Hinweis, dass Kinder bereits durch ihr Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit aus Artikel 2 Absatz 1 im Grundgesetz geschützt seien. Dieser Passus reicht aber bei weitem nicht aus. Das hat auch damit etwas zu tun, dass hier nicht ausdrücklich ausgesprochen wird, welche spezifischen Rechte Kinder in Deutschland haben, etwa dass ihr Wohl bei sämtlichen Maßnahmen, die sie betreffen, vorrangig zu berücksichtigen ist und dass Kinder in solchen Fällen beteiligt werden müssen. Es besteht daher ein enormer Bedarf, die bereits bestehenden Kinderrechte im Grundgesetz zu stärken.

Keine Lobby

Kinder müssen in unserem Land endlich in den Fokus gestellt werden, denn die einzigen Ressourcen, die wir in Deutschland haben, sind unsere Kinder. Wir in den Archen treffen täglich auf Kinder und Jugendliche, die in fast allen Belangen benachteiligt werden. Das sind Kinder, die aufgrund ihrer Herkunft nicht am gesellschaftlichen Leben teilnehmen dürfen, denn sie kommen zumeist aus prekären Familienverhältnissen. Viele unserer Kinder sind nicht einmal mehr in der Lage, ihre Schulaufgaben zu machen, denn es fehlt an Tablets und Laptops. In den Schulen ohne einflussreiche Förderkreise gibt es zudem kein Geld für zeitgemäße Technik. Die Kinder lernen wie zu Omas Zeiten.

Keiner beschwert sich darüber, denn diese Kinder haben keine Lobby. Auch scheitern viele Kinder in den Schulen schon an einfachen Herausforderungen, wie zum Beispiel dem Lesen und Schreiben. Der Lehrkörper richtet sich nach den Schülerinnen und Schülern, die ohne Probleme dem Lehrstoff folgen können. So haben wir es später mit hunderttausenden jungen, funktionalen Analphabeten zu tun. Menschen also, die nicht wirklich lesen und schreiben können.

Außerhalb der Gesellschaft

Würden Kinderrechte im Grundgesetz verankert sein, könnten Eltern und Kinder den Staat verklagen, weil der seiner Ausbildungspflicht nicht nachkommt. Ich könnte jetzt zahlreiche weitere Punkte aufzählen, aber dafür reicht bei weitem der Platz nicht. Doch eine weitere Sache brennt mir noch auf der Seele. Viele unserer Arche-Besucher, auch die älteren Jugendlichen, waren noch nie in einem Restaurant, noch nie in einem Theater oder Kino. Urlaub, zum Beispiel eine Auslandsreise – davon dürfen unsere Kinder nur träumen. Und so wachsen sie Jahr für Jahr außerhalb unserer Gesellschaft auf.

Vor einige Wochen schenkte ein langjähriger Arche-Unterstützer einem 17-jährigen Mädchen für deren Familie einen Gutschein für einen Restaurantbesuch. Das Mädchen war sehr verunsichert und fragte mich: „Du Bernd, was muss ich damit machen, muss ich das jetzt irgendwo anmelden?“ Sie war noch nie in einem Restaurant. Das Mädchen kann übrigens sehr gut lernen und macht gerade Abitur, eine Ausnahme unter den Kindern der Arche. Aber sie wusste nicht, wie man außerhalb ihrer vier Wände essen geht. So etwas macht mich sehr traurig. Wenn ich könnte, würde ich rechtliche Schritte gegen den Staat einleiten, weil er hunderttausende Jugendliche einfach vergisst. Kämpfen wir gemeinsam für mehr Rechte unserer Kinder!

Bernd Siggelkow ist Vater von sechs Kindern. Er ist Gründer und Leiter des Kinderhilfswerks Arche, das in Deutschland, Polen und der Schweiz an 28 Standorten Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Verhältnissen fördert und unterstützt, www.kinderprojekt-arche.de.

Therapeutin erklärt: Ab diesem Moment wird Ritzen bei Jugendlichen gefährlich

18 Prozent aller Jugendlichen verletzen sich einmal im Leben selbst. Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Verena Pflug erklärt, ab wann Ritzen zu einem echten Problem wird.

„In der Klasse unserer Tochter (13) ritzen sich einige Mädchen, um Frust oder andere Gefühle abzureagieren. Auch sie hat es einmal probiert, als ihr Haustier gestorben und sie verzweifelt und traurig war. Mich bedrückt dieses Verhalten sehr. Ist so etwas harmlos oder ein Warnsignal?“

Wenn die Tochter oder der Sohn sich selbst verletzt, sind viele Eltern erst einmal schockiert und fühlen sich gleichzeitig überfordert mit der Situation. Sie fragen sich, wie sie das Verhalten ihres Kindes einordnen sollen. Ist das Verhalten noch als harmlos einzustufen oder deutet es schon auf eine psychische Erkrankung hin?

Einmal ist kein Grund zur Sorge

Es gibt viele unterschiedliche Gründe für selbstverletzendes Verhalten. Nicht immer steckt eine psychische Erkrankung dahinter. Viele Jugendliche verletzen sich einmalig selbst (etwa 18 Prozent). Manche machen es aus Neugier, weil sie erfahren haben, dass der beste Freund oder die beste Freundin es schon einmal gemacht hat. Andere probieren es aus, weil es vielleicht gerade Thema in der Schulklasse oder den Medien war. Wenn selbstverletzendes Verhalten ohne suizidale Absicht, also ohne die Absicht, sich ernsthaft etwas anzutun, einmalig auftritt, ist dies noch kein Grund zur Besorgnis.

Handeln ist wichtig

Sollte das selbstverletzende Verhalten wiederholt gezeigt werden, ist es wichtig zu handeln. Betroffene Jugendliche haben oftmals Schwierigkeiten in der Emotions- und Stressregulation. In Spannungszuständen fügen sie sich Selbstverletzungen zu, um etwa mit starken aversiven Emotionen umzugehen. Wiederholtes nicht suizidales selbstverletzendes Verhalten tritt auch häufiger zusammen mit anderen psychischen Störungen auf, wie zum Beispiel depressiven Störungen, Angststörungen oder einer Borderline-Persönlichkeitsstörung.

Was können Eltern tun?

Eltern sollten aufmerksam werden, wenn sie Veränderungen im Verhalten ihres Kindes beobachten. Manche Jugendliche gehen zum Beispiel nicht mehr ins Schwimmbad oder tragen keine kurzärmeligen T-Shirts oder Hosen mehr, um Arme oder Beine zu verdecken, an denen die Selbstverletzungen sichtbar würden.

Suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Kind. Versuchen Sie zu erfragen, wie häufig das selbstverletzende Verhalten vorkommt, wann, warum und wie sich Ihr Kind die Selbstverletzungen zufügt. Und schätzen Sie ab: Geht es Ihrem Kind so schlecht, dass es vielleicht nicht mehr leben möchte?

Wenn Ihr Kind wiederholt selbstverletzende Verhaltensweisen aufweist, nehmen Sie das Problem ernst und wenden sich am besten direkt an einen niedergelassenen Kinder- und Jugendpsychotherapeuten oder Kinder- und Jugendpsychiater.

Verena Pflug ist Kinder- und Jugendpsychotherapeutin und arbeitet am Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit (FBZ) der Ruhr-Universität Bochum.

Glückliche Tiere statt Algenpulver: So arbeitet der Landmetzger

Thorsten Gerlach ist der letzte von ursprünglich sechs Metzgern in seiner Region. Täglich kämpft er gegen EU-Richtlinien und Billigfleisch aus Wurstfabriken.

Von Rüdiger Jope

Es ist 6:03 Uhr. Ich steuere das Auto durch die Nebelschwaden im Oberbergischen Land. Der Nachrichtensprecher erklärt, dass in Deutschland jedes fünfte geborene Schwein nicht einmal den Schlachthof erreiche. Deren Haltung mache sie so krank, dass Millionen Tiere frühzeitig notgetötet werden. Ursache dafür seien auch Billigpreise im Handel. Wenige Minuten später parke ich im gefühlten dunklen Nichts vor einem Schaufenster mit der Aufschrift „Landmetzgerei Gerlach“. Im Hinterhof klopfe ich an eine silberne Stahltür. Sie öffnet sich. Im gleißenden Licht posiert kurzärmlig mit Schürze und einem Messer in der Hand Metzgermeister Thorsten Gerlach. Ich trete in einen bis oben hin weiß gekachelten Raum. An Stahlhaken hängen ein großes Stück Rotwild und ein Wildschwein. Letzterem steckt – wie mir der Meister später erklärt – als Zeichen der Ehrfurcht und Dankbarkeit vor dem Leben noch ein Tannenzweig als letzter Biss im Maul.

Unglaublich fingerfertig

Gerlach schwingt präzise die Klinge. Mit etwas Abstand schaue ich stumm der unglaublichen Fingerfertigkeit des 40-Jährigen zu. Innerhalb von wenigen Minuten hat er den Tieren das Fell über die Ohren gezogen. Kollege Ingo rollt das rohe Fleisch am Deckenhaken zum Zerteilen in den Nachbarraum. Thorsten greift zum Dampfstrahler. Nicht zum letzten Mal verschwinde ich an diesem Tag in einer Wassernebelwolke. Mich fröstelt. An einer Kaffeetasse wärme ich meine Finger. Thorsten steckt seine linke 4,5-Finger-Hand in eine Art Kettenhemdhandschuh. Mit chirurgisch genauen und flinken Schnitten wird auf einem Brett das Rotwild zerteilt.

Wurst nach alter Väter Sitte

„Wie wird man Metzger?“, frage ich. Gerlach lacht und sagt: „Eigentlich wollte ich Gärtner werden. Doch meine Eltern sagten: ‚Nein! Du wirst Metzger! Schwein gegessen wird immer!‘“ Als Zehnjähriger fegt er beim Fleischer auf der anderen Straßenseite den Hof, hilft beim Schlachten, lässt sich in das Geheimnis der Wurstmacherei einführen. Thorsten bleibt unbeirrt dran. Der abwertenden Aussage eines Lehrers in der 8. Klasse, dass man für diesen Beruf nur „blöd, stark und wasserdicht“ sein müsse, setzt er Qualität, Wissen, Technologie und Tradition entgegen. „Wir machen hier noch Wurst nach alter Väter Sitte.“ Ich sehe, rieche und schmecke an diesem Tag: Landmetzgersein ist nichts für Hohlköpfe. „Qualitätswurst hat etwas mit Bildung zu tun“, schiebt er beim Wurstteigkneten energisch nach und bedauert, dass sein Beruf total verkannt sei.

Wurstmachen ist Kopfkino

Inzwischen ist er am „Kuchenbacken“. In eine motorisierte Schüssel, den Kutter, kippt er grobe Brocken Fleisch vom Rind und Schwein. Dazu fügt er Eisbrocken. Diese verhindern das Gerinnen des Eiweißes, halten die Temperatur niedrig und sorgen für weniger Wasser in der Wurst. Während der Kutter vor sich hin lärmt, eile ich dem Metzger nach in den Nachbarraum. Es riecht nach Paprika, Salz und Pfeffer. Thorsten stellt mit der Waage die richtige Gewürzmischung für die Fleischwurst zusammen. Ein Rezeptbuch sehe ich nicht. Er grinst und sagt: „Betriebsgeheimnis. Wurstmachen ist Kopfkino!“ Die Mischungsverhältnisse für seine mehr als 130 Sorten Wurst hat er im Kopf. Gurgelnd und schmatzend verschlingt der Kutter die Aromen. Thorsten schiebt mit seinen kräftigen Armen die wabbelnde cremige Masse, die inzwischen mehr nach Pudding als nach Fleisch aussieht, vom Rand in die Mitte der Maschine. Die Messer hacken gierig nach. Anschließend landet ein Teil des Bräts in Formen. „Das gibt Fleischkäse.“ Den größeren Teil jongliert er freihändig einmal quer durch den Raum in den Trichter der Wurstfüllmaschine.

EU-Regelungsirrsinn regt auf

Auf dem Stahltisch daneben steht ein Eimer mit gewässertem Naturdarm. Gekonnt schiebt Thorsten den hauchdünnen und hochelastischen Darm auf den Auslass. Per Fuß betätigt er einen Hebel. Die Wurstmasse schießt in die Hülle. Flink bindet er jeweils die Enden zu. Gleichmäßig reiht er eine Wurst an die andere. Die 28 Exemplare landen danach in einem Kessel bei 71 Grad. Jede Stunde muss er nun die gemessene Kerntemperatur in einem Heft dokumentieren. Meine Wozu-Frage kommentiert er knurrend mit einer abwinkenden Handbewegung: „Die EU-Verwaltung muss ja auch noch beschäftigt werden.“ Zwischen Schweigepausen, Wasserdampf und hektischen Telefonaten schlägt mir eine gehörige Portion Frust entgegen. Es ist ein scheinbarer Irrsinn. Statt stärker die Wurstfabriken zu maßregeln, zu kontrollieren, statt die Tiertransporte über tausende von Kilometern zu unterbinden, trägt man mit EU-Verwaltungsvorschriften die Nachhaltigkeit der Ortsmetzgereien zu Grabe.

Tierarzt statt Schlachter

Von ursprünglich sechs Metzgern im Umkreis von zehn Kilometern ist Gerlach der Letzte seiner Art. So darf der Landwirt, der sein Tier zum Schlachten bringt, nicht mehr den Schlachtraum betreten. „Was für ein Unsinn. Der ist Tag und Nacht mit dem Vieh zusammen, trägt die gleichen Keime wie sein Tier.“ Brach sich früher eine Kuh im Stall oder auf der Weide ein Bein, wurde der Metzger gerufen und machte dem Leid vor Ort ein Ende. „Heute muss das Tier vom Arzt eingeschläfert werden und wandert anschließend in den Abfall“, kommentiert er den ökonomischen Schwachsinn. Süffisant schiebt er nach: „Dafür schuften dann in Wurstfabriken wie bei Wilke schlecht bezahlte Hilfskräfte 14 Stunden am Stück.“

4 Euro statt 6 Cent

Dass die Ausgebeuteten keinen Blick für Qualität und Hygiene haben, hält er für verständlich. Hier sieht er vor allem den Kunden in der Pflicht, der „als König mehr Verantwortungsbereitschaft zeigen müsse“. Doch leider verhält der sich nach jedem „Skandal nur 48 Stunden königlich. Zwei Tage nach dem Empörungseffekt packt er sich dann wieder das billige Massenfleisch, die günstigste Wurst auf den Teller.“ Ich frage nach: Ist das legal? „Ja, die arbeiten alle innerhalb der gesetzlichen Vorschriften. So ist es erlaubt, Wurst mit Algenpulver zu strecken. Da würde mich das Kilogramm Wurst in der Herstellung 6 Cent kosten. Ich nehme jedoch Schweinefleisch. Das schlägt mit 4 Euro zu Buche. Das bin ich aber meinem Gewissen und meinen Kunden schuldig!“ Einen Ausweg aus dem Dilemma „billig, billiger, am billigsten“ sieht er nur im Abbau der Subventionen in der Landwirtschaft.

Lehrling gesucht

Wieder greift er zum Wasserschlauch. Die Maschinen werden gereinigt. In das Rauschen hinein witzle ich: Eigentlich ein Job für den Lehrling, oder? Thorsten zieht die Augenbrauen hoch. Fünf Jahre ist er schon auf der Suche. Er stöhnt resigniert. „Die wissen alle um ihre Rechte, aber wenn ich denen einen Besen zum Stroh auffegen in die Hand drücke, bleiben die am nächsten Tag weg.“

Glückliche Tiere schmeckt man

Mich fröstelt. 2 Grad. Wir stehen im Kühlraum, dem Parkplatz für drei Rinderhälften. Drei Wochen hängen diese hier ab. Während der Reifung wird durch die Trocknung der pH-Wert gesenkt. Das macht das Fleisch geschmackvoll und aromatisch. Thorsten lässt mich fühlen. Das Fleisch hat eine unterschiedliche Konsistenz. Er erklärt: „Links ist eine Kuh, die habe ich als Lohnarbeit für einen Landwirt geschlachtet. Diese hätte ich nicht gekauft. Die rechte Kuhhälfte stammt von einer glücklichen Kuh. Die habe ich vor Ort ausgewählt.“ Ich hauche mir in die Hände. Doch bevor ich meine verwunderte Frage stellen kann, steckt der zweite Meister seinen Kopf in den überdimensionierten Kühlschrank: Die Wurstabfüllmaschine ist ausgefallen. Der Elektriker muss her. Thorsten greift zum Smartphone. Der Elektriker fragt nach: Ist sie nass geworden? Thorsten lacht schallend: Wir sind hier in einer Metzgerei!

Die Rinderhälfte wird an einem silbernen Haken hängend in Schwebebahnmanier in den nächsten Raum kutschiert. Den Bullen zu zerlegen, erspart Thorsten die Muckibude. Gerlach zerteilt das „glückliche Stück Vieh“. Er sieht, ob ein Tier ein gutes Leben hatte. Dafür klappert er nachmittags Höfe und Ställe in zehn Kilometern Umgebung ab. Er ist überzeugt: Nur ein glückliches Tier schmeckt! Wild aus einem Gatter in Neuseeland hält er für überflüssig. Die Regionalität gibt nur eine bestimmte Menge her. Seine Essensempfehlung lautet: „Essen Sie maximal 2–3 Mal die Woche Fleisch, dafür Qualität!“

Geschmackssymphonie für den Gaumen

Ein Gewürzvertreter steht in der Tür. Ein Anhänger mit neun Stück Rotwild zum Zerteilen in Auftragsarbeit wird entladen. Der Elektriker hat den Kurzschluss beseitigt. Der Laden braucht Nachschub an Schnitzeln. Ich fülle mir die Kaffeetasse auf, wärme meine Hände an der Keramik. Thorsten kommt mit frischen Brötchen die Treppe runter. Er angelt aus dem dampfenden Kessel eine Fleischwurst. Meine Lippen erleben eine Geschmacksexplosion. Diese wiederholt sich am Abend bei meinem Sohn: „Papa, die Wurst ist sooooo lecker!“ Handwerk macht eben den Unterschied. Dies kann ich auch beim nächsten Arbeitsgang studieren, riechen und schmecken. Aus der nun wieder brummenden Wurstfüllmaschine wabert Wildsalami. Echte Handarbeit ohne Farbstoffe, ohne künstliche Aromen, denn „es soll so schmecken, wie es ist“.

Qualitätswurst wird grau

Nebenbei erklärt mir der Meister, dass Qualitätswurst nicht farbstabil bleibt, sondern grau wird. Warmer Dampf beschlägt in einem Kessel Bergsalami. Nach dem Räuchern wird die Wurst getrocknet. Der Vorgang dauert acht Wochen. Mit Schnellbindern und Trockenmitteln ließe sich der Vorgang beschleunigen, doch dies ist nicht der Anspruch des Wurstmachers. „Wenn die Salami noch nicht reif ist, muss der Kunde auch mal drei Wochen auf ein Qualitätsprodukt warten“, erzählt der Meister und füllt nebenbei Nüsse in den wieder lärmenden Kutter. Die nächste Salami wird. Dann kosten wir die Wildbratwurst. Geschmackssymphonie, die Zweite. Zum Vegetarier wird man hier nicht.

Ruhe im Hochsitz

Dann heißt es wieder Reinigen. Akribisch. Die Feuchtigkeit kriecht mir inzwischen aus jedem Reißverschluss. Es ist bereits früher Nachmittag. Nach dem Wurstmachen verschlägt es Thorsten hinter die Theke im Laden oder er entspannt auf dem Hochsitz. Dort, im Warten auf den nächsten Bock, kommt er zu sich selbst. Er genießt diese Stille, hat das Staunen nicht verlernt. „Statt zu schießen, lasse ich auch mal eine Sau oder ein Reh einfach laufen, aus purer Freude an der Schöpfung.“ Das reizt mich zu einer letzten Frage: „Was begeistert dich an deinem Job?“ Ich schaue in ein müdes, aber strahlendes Gesicht. Wie auf den Abzug gedrückt schießt es mir entgegen: „Wenn Tiere in guten Produkten weiterleben und so gut wie nichts zurückbleibt! Ich will den Schöpfer im Umgang mit seinen Geschöpfen und ihrer Verarbeitung ehren.“

„Ist mein Kind bereit fürs Handy?“ Diese Tipps vom Mediencoach sollten Eltern beachten

„Unsere Tochter (11) will unbedingt ein eigenes Smartphone. Wir sind unsicher. Wie können wir wissen, ob sie schon so weit ist?“ Eine Expertin gibt Antworten.

Messenger, Games, Videos und Musik: Mit dem Smartphone öffnet sich für Heranwachsende das Tor zur großen Online-Welt. So ist der Wunsch Ihrer Tochter mehr als verständlich. Wie Medienstudien zum Gerätebesitz von Heranwachsenden zeigen, ist sie damit nicht allein: Das Smartphone ist ein präsenter Bestandteil in der Lebenswelt von Heranwachsenden. Aufgabe der Eltern ist es, zu verlässlichen Begleitern für einen guten Einstieg in die Smartphone-Welt zu werden.

Smartphone nicht unüblich

Es ist nicht untypisch, in diesem Alter ein Smartphone zu besitzen. Laut der KIM-Studie aus dem Jahr 2018 besitzen 51 Prozent der 6- bis 13-Jährigen ein eigenes Smartphone. 42 Prozent von ihnen nutzen es täglich und 56 Prozent von ihnen sind damit regelmäßig online. Doch nicht allein das Alter ist bei der Entscheidung für ein eigenes Smartphone wichtig. Vielmehr müssen Sie sicher sein, dass Ihr Kind bereits erfahren im Umgang mit dem Internet ist und auch weiß, wie es einen Computer sicher nutzt.

Risiken kennen

Wenn Elfjährige bereits mögliche Risiken kennen, die ihnen begegnen, spricht nichts gegen ein eigenes Smartphone. Zu den Risiken zählen ungeeignete Inhalte wie Gewalt oder Pornografie, hohe Kosten durch In-App-Käufe, Beleidigungen und grobe Sprache in Chats sowie der ungewollte Kontakt zu Fremden.Wichtig ist, dass Sie vor dem Smartphone-Kauf gemeinsam mit Ihrer Tochter besprechen, wie sie sich in solchen Situationen verhalten sollte.

Sicherheit an erster Stelle

Besonders zu Beginn ist es wichtig, dass Sie die Sicherheitseinstellungen am Gerät und in Apps im Blick haben. Ihre Tochter sollte jedoch von Anfang an über die Einstellungen informiert sein. So lernt sie gleichzeitig, welche Einstellungen sinnvoll und wichtig sind, zum Beispiel Profile bei Messengern oder Sozialen Netzwerken so einzurichten, dass die Privatsphäre so gut wie möglich geschützt ist. Zum Basiswissen für Smartphone-Nutzer und Nutzerinnen zählt, welche privaten Daten oder Bilder am besten nicht online verschickt oder gepostet werden. Wenn private Fotos ungefragt weiterverbreitet werden, verletzt das zusätzlich die Privatsphäre der Betroffenen.

In-App-Käufe sperren

Apps sollten zu Beginn nur gemeinsam heruntergeladen und In-App-Käufe gesperrt werden. Später können Eltern durch Altersgrenzen den App Store sicherer machen und für In-App-Käufe eventuell ein Budget festlegen. Am besten leben Sie Ihrem Kind vor: „Es geht auch ohne.“ Regelmäßige Handypausen, um mit anderen etwas zu erleben, Aufgaben zu erledigen oder zu schlafen, sind wichtig. Für den Einstieg vereinbaren Sie mit Ihrer Tochter ein Zeitlimit für digitale Medien.

Kristin Langer ist Mediencoach bei der Initiative „SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht.“ Sie berät Familien bei allen Fragen der Mediennutzung in der Familie.

„Wie sollen wir das alles schaffen, Papa?“ – Vater einer Großfamilie erzählt vom Corona-Alltag

500 Gramm Nudeln für sieben Esser, vier Videokonferenz-Programme und Zelten im Garten. Großfamilie Hullen erlebte die Zeit des Lockdowns als besonders anstrengend – und außerordentlich bereichernd.

Wie werden wir uns einmal an diese Corona-Zeit zurück erinnern? Wie werden wir diese absonderlichen Monate bewerten, als in Deutschland Tausende starben, noch viel mehr in wirtschaftliche Nöte gerieten und das komplette öffentliche Leben zusammenbrach? Ich traue es mich fast nicht zu sagen, aber: Ich habe die Zeit genossen, all den Herausforderungen zum Trotz, mit denen unser Großfamilienhaushalt zu kämpfen hatte.

Fünf Kinder zu bespaßen

Wir haben eine Tochter in der siebten Klasse, Zwillingsmädchen in der fünften Klasse und zwei Jungs im Kindergarten, drei und sechs Jahre alt. Fünf quirlige Kinder also, darunter ein hyperaktiver Autist, die wir plötzlich ganztags beschulen, betreuen und bespaßen mussten. Sieben gute Esser, die bekocht werden wollten in einer Zeit, wo es weder Mehl, noch Nudeln, noch Klopapier zu kaufen gab. Der Lockdown führte uns an unsere Grenzen und eröffnete uns neue Räume. Aber der Reihe nach.

Sommerlager-Laune

Als am Freitag, 13. März, die Schulschließungen verkündet werden, kommen unsere drei Mädchen freudestrahlend von der Schule nach Hause. Für sie ist klar: „Wir haben Corona-Ferien!“ Auch ich bin sofort in Sommerlager-Laune: Die Aussicht auf ein paar unverhoffte freie Tage lässt uns direkt Pläne schmieden. Wir könnten einige Spaßbäder abklappern, Bekannte besuchen und ein paar Räume renovieren. Wenige Tage später ist klar: Daraus wird nichts.

Anfangs hochmotiviert

Die ersten Wochen des Homeschoolings bringen wunderschöne kreative Ergebnisse hervor und uns an den Rand der Verzweiflung. Die Mädchen stürzen sich hochmotiviert auf ihre Aufgaben. Ein Aufsatz in Religion über vier Seiten? „Es hat halt so viel Spaß gemacht“, verkündet Amelie (13). Und die beiden Fünfklässlerinnen Aurelia und Valentina machen aus schnöden Buchrezensionen epische Kunstwerke mit 13 Seiten. Ich ringe mit mir: Soll ich sie bremsen, damit sie sich ihre Kräfte besser einteilen? Oder sollte man diese fröhlichen Lern-Anfälle fördern, weil der Spaß an der Sache wichtiger ist als jedes Kosten-Nutzen-Kalkül?

Die Entscheidung wird uns abgenommen. Als die Mädchen merken, dass immer mehr Aufgaben eintrudeln, weicht die Begeisterung schierer Panik: „Wie sollen wir das alles schaffen, Papa?“, stöhnen sie, während der Drucker die Arbeitsblätter dutzendweise ausspuckt. Es ist offensichtlich, dass auch ihre Lehrer hochmotiviert bei der Sache sind.

Homeschooling + Homeoffice = Homekatastrophing

Ich bin auch Lehrer und ebenfalls sehr motiviert, das Beste aus der Fernbeschulung herauszuholen. Und da man als Lehrer sowieso einen guten Teil der Arbeit zu Hause am Schreib- oder Küchentisch erledigt, sollten ein paar zusätzliche Stunden Heimarbeit eigentlich kein Problem sein, denke ich.

Ich denke falsch. Statt Home-Officer bin ich Bürokaufmann („Papa, kannst du Englisch ausdrucken?“), Nachhilfelehrer („Ich verstehe die Mathe-Aufgabe nicht!“ – „Was genau verstehst du denn nicht?“ – „Alles!“), IT-Fachkraft („Wir müssen Zoom installieren, gleich startet unsere Videokonferenz!“), Publikum („Ich lese dir mal meine Geschichte vor, ja?“), Erzieher („Hör auf, deinen Bruder zu hauen!“) und Kinderpfleger („ABPUUUTZEN!“). Dazu kommt, dass jeder Einkauf plötzlich Stunden dauert, weil man ein halbes Dutzend Supermärkte abklappern muss, bis man hier sechs Rollen Klopapier, dort ein Kilo Mehl und nirgends Hefe ergattern kann. Ich stelle fest, dass alle Supermärkte davon überzeugt sind, dass 500 Gramm Nudeln für eine siebenköpfige Familie eine haushaltsübliche Menge darstellen.

Arbeiten bis zwei Uhr nachts

Und schließlich benötigen auch unsere kleinen Jungs viel Aufmerksamkeit, vor allem unser autistischer Konstantin (6). Darum verschiebt sich meine eigene Unterrichtsvorbereitung weit in die Nachtstunden, vor zwei Uhr komme ich nicht ins Bett. Merke: Wer meint, Homeoffice und Kinderbetreuung ließen sich gut miteinander verbinden, der hat beides nicht verstanden.

Technik zehrt an den Nerven

Besonders die technische Seite des Homeschoolings ist nervenzehrend. Die von vielen Schulen genutzte Lernplattform moodle bricht unter dem massiven Ansturm zusammen, ist in den ersten Wochen kaum benutzbar. Die Lehrer meiner Kinder suchen Alternativen, in kurzer Folge werden zwei Lernplattformen und vier verschiedene Videokonferenz-Programme benutzt, die auf den Smartphones der Kinder installiert werden müssen – und die mal mehr, mal weniger, mal gar nicht funktionieren. Wie viel Stress, Frust und Leidensdruck verspüren wohl all die Schülerinnen und Schüler, die keine Unterstützung durch technik-affine Eltern haben?

Ein Wochenplan muss her

Nach der ersten, chaotischen Woche beschließen wir, mehr Struktur in unseren Corona-Alltag zu bringen. Jeden Sonntagabend machen wir Familienrat. Während die kleinen Jungs schlafen, reflektieren wir die Höhepunkte der letzten Tage, thematisieren Probleme (Dauerthema: der stets ausbaufähige Küchendienst) und planen die nächste Woche. Es gibt nun vormittags fixe Lern- und Pausenzeiten. Die warmen Mahlzeiten werden festgelegt, sodass wir nicht jeden Tag entscheiden müssen, was es wohl zu essen gibt. Und mit großer Freude überlegen wir uns besondere Aktionen: Fahrradtouren, Bastelnachmittage, Spiele- oder Filmabende, Wellness-Kuren mit selbstgemachter Gurkenmaske bei Kerzenschein im Wohnzimmer, Vorlese-Abende, Übernachtungen im Garten, Raclette-Abende, Arbeitseinsätze … Hier erfahren wir eine unglaubliche Bereicherung unseres Familienlebens! So viele schöne und intensiv genutzte Stunden mit meinen Kindern habe ich wohl in den letzten zehn Jahren zusammen nicht erlebt!

Die intimste große Feier

Zu den Höhepunkten gehört auch unser 20. Hochzeitstag. Bislang hatten Katharina und ich unsere Hochzeitstage eher unspektakulär mit einem abendlichen Restaurantbesuch begangen. Was nun? Wir ergreifen den Stier trotzig bei den Hörnern. Oma und Opa, mit denen wir in einem Haus wohnen, werden ganz förmlich per Karte eingeladen – „um festliche Garderobe wird gebeten“. Den ganzen Tag bereiten Katharina und ich in der Küche ein opulentes Drei-Gänge-Menü vor, das Wohnzimmer wird leergeräumt und in einen Ballsaal umfunktioniert, wo wir nach dem Dinner erst den Hochzeitstanz reaktivieren und dann mit den Kinder zu einem fröhlichen Rumgehopse übergehen.

Schön war‘s. Und skurril. Es war der erste Hochzeitstag, den wir richtig groß gefeiert haben. Und dabei war es gleichzeitig die intimste große Feier, die wir jemals ausgerichtet haben.

Rasenmähen, Wischen, Fensterputzen

Ob es den Familienrat und die Wochenpläne auch nach Corona noch geben wird, weiß ich nicht. Eine Aktion werden wir aber auf jeden Fall beibehalten: das Arbeitsamt. Diese Aktivität wurde aus der Not geboren: Da unsere fünf Kinder die Wohnung schneller verwüsten, als man hinterherräumen kann, haben wir irgendwann alle anfallenden Arbeiten auf Post-Its notiert und mit Sternchen versehen. Dann wetteifern alle darum, so viele Arbeiten wie möglich zu erledigen, um mit den gesammelten Sternchen begehrte Preise (Film aussuchen, Snack bestimmen, mehr Handyzeit etc.) zu ergattern. Das ist eine absolute Win-Win-Win-Situation. Die Wohnung wird sauber, viele „Das-müssten-wir-irgendwann-mal-anschrauben“-Arbeiten werden erledigt und die Kinder lernen nebenbei Rasenmähen, Wischen und Fensterputzen.

Was wird mir also in Erinnerung bleiben? Neben dem Gefühl der Bedrohung und der Sorge um meine Lieben möchte ich vor allem an die schönen Seiten denken: An die Wochen ohne unzählige Termine, an das etwas spätere Frühstück, an das Zusammenwachsen als Familie. Und daran, dass wir alle hoffentlich gesund aus dieser Krise herausgekommen sind.

Erstgeborene, Sandwichkinder, Nesthäkchen: Das sagt die Geburtsfolge über Ihr Kind aus

Kinder werden stark dadurch geprägt, ob sie erstes, zweites oder drittes Kind sind. Ein Coach verrät: So können Eltern verhindern, dass sich diese Prägungen zu stark auswirken.

Erstgeborene: Schwäche zeigen

Älteste Kinder sind häufig perfektionistisch, es fällt ihnen schwer, Dinge aus der Hand zu geben. Ihnen sind Regeln und Vorschriften meist sehr wichtig. Sie müssen lernen, dass selbst der beste vorher zurechtgelegte Plan scheitern kann. Manches lässt sich nicht erzwingen. Seien Sie daher geduldig und nehmen Sie sich Zeit, die Fragen ihres Kindes von Anfang bis Ende genau durchzugehen. Sprechen Sie verschiedene Lösungswege für ein Problem durch. Überlegen Sie gemeinsam mit ihrem Kind, wie ein Plan B, C oder D aussehen könnte.

Für Erstgeborene ist es typisch, Dinge, die sie sich vorgenommen haben, unbedingt erreichen zu wollen. Erstgeborene fassen ihr Leben häufig als einen Kampf auf, in dem es ums Gewinnen geht. Zeigen Sie ihrem Kind daher, wann immer es Ihnen möglich ist, dass es nicht vollkommen sein muss, um Ihre Anerkennung und Liebe zu bekommen. Eltern können hier ein gutes Vorbild sein und sich menschlich zeigen, indem sie eigene Fehler und Schwächen zugeben und Ihrem Kind so vorleben, dass Fehler zum Leben dazugehören, dass auch ihnen nicht alles direkt gelingt und dass das kein Weltuntergang ist. Denken Sie daran, Sie sind das Vorbild für Ihr Kind. Es hat keinen Bruder oder keine Schwester, an dem es sich orientieren kann. Es schaut zu Ihnen auf.

Wenn Sie darauf achten, können Sie wirkungsvoll dazu beitragen, dass sich Ihr ältestes Kind etwas besser von Erwartungen und Ansprüchen anderer abgrenzen kann. Nehmen Sie sich Zeit, um als Eltern mit Ihrem ältesten Kind auch mal etwas allein zu machen. Erstgeborene brauchen das ungeteilte Zusammensein mit ihren Eltern. Achten Sie darauf, Ihrem älter werdenden Erstgeborenen nicht immer mehr Verantwortlichkeiten aufzuladen. Nehmen Sie ihm eher welche ab und übertragen sie den Jüngeren.

Sandwichkinder: Bewusst wahrnehmen

Mittlere Kinder fühlen sich häufig unter Druck. Sie können sich eingezwängt fühlen in ihrer Rolle. Es gibt nicht nur die Eltern, die Autorität ausstrahlen und Lebenserfahrung haben, sondern auch ein älteres Geschwisterkind. Und dann gibt es da noch das süße kleine Nesthäkchen. Das mittlere Kind ist also zu jung für Privilegien und zu alt für Streiche und Späße. Dieser Druck führt dazu, dass sich mittlere Kinder oft überflüssig und unpassend fühlen.

Bemühen Sie sich daher verstärkt darum, ihm ein Gefühl von Besonderheit zu vermitteln. Sorgen Sie dafür, dass es in Ihrem Fotoalbum auch Bilder von Ihrem mittleren Kind gibt. Machen Sie auch mal Aufnahmen, auf denen Ihr Kind ohne seine Geschwister zu sehen ist. Räumen Sie ihm ab und zu kleine Privilegien ein. Nehmen Sie zum Beispiel bei einer Erledigung einmal nur Ihr mittleres Kind mit und nutzen Sie die Zeit, um ins Gespräch zu kommen. Hören Sie genau zu, wenn Ihr Kind Ihnen etwas erzählt und erklärt. Es hat häufig den Wunsch, Konflikte zu verdrängen und zu vermeiden, weil es kein Aufsehen erregen will. Fragen Sie Ihr mittleres Kind nach seiner Meinung. Binden Sie es in Entscheidungen mit ein. Bieten Sie ihrem Kind viele Gelegenheiten, seine Gefühle und Empfindungen mitzuteilen. Machen Sie ihrem Kind Mut, auch kontroverse und heikle Themen und Gedanken auszusprechen.

Belassen Sie es nicht mit einem „Wie geht es dir?“ zwischen Tür und Angel. Nehmen Sie sich Zeit. Fragen Sie nach und bleiben Sie dran. Verabreden Sie sich mit Ihrem mittleren Kind. Führen Sie Gespräche unter vier Augen. Für mittlere Kinder sind Freundschaften ganz besonders wichtig. Da es sein kann, dass es sich zu Hause überflüssig vorkommt, nehmen Freunde einen großen Stellenwert ein. Fördern und unterstützen Sie diese Freundschaften, laden Sie seine Freunde zu sich nach Hause ein. Auch das ist eine gute Möglichkeit, Ihrem mittleren Kind zu zeigen, dass es in Ihrer Familie willkommen ist und dazugehört.

Nesthäkchen: Selbstständigkeit fördern

Jüngste Kinder erleben oft Eltern, die nachgiebiger sind als bei ihren älteren Geschwistern. Sie drücken eher mal ein Auge zu als bei den Großen. Eltern haben den Wunsch, bei ihrem Nesthäkchen den Lebensweg ganz besonders zu ebnen, schließlich ist es ja „das Kleine“. Das führt schnell dazu, dass Eltern ihrem jüngsten Kind Dinge abnehmen und Aufgaben für ihr Kind übernehmen, die es schon selber könnte. Die Annahme, ihrem Kind damit zu helfen, ist jedoch ein Trugschluss. So kann schnell der Eindruck entstehen: „Die Welt dreht sich nur um mich.“

Besonders letztgeborene Kinder müssen lernen, eigenständig und selbstständig zu werden und sich nicht nur auf Eltern oder ältere Geschwister zu verlassen. Machen Sie es Ihrem Kind daher nicht zu leicht. Übertragen Sie ihm Verantwortung für das, was es bereits selbst schaffen kann. Sorgen Sie dafür, dass es kleine Pflichten im Haushalt übernimmt und nicht andere für sich arbeiten lässt, weil es ja noch so klein und „hilflos“ ist. Achten Sie darauf, dass auch Ihr jüngstes Kind sich an Familienregeln hält.

Auf der anderen Seite ist es wichtig, dass ihr Kind nicht zwischen den „Großen“ untergeht. Jüngste Kinder können manchmal den Eindruck haben: „Ich bin gar nicht wichtig“. Alles, was Ihr jüngstes Kind tut, haben die anderen schon vorher geschafft. Entwicklungsschritte werden eher am Rande zur Kenntnis genommen und nicht mehr so stark gefeiert. Stellen Sie die Leistungen Ihres jüngsten Kindes daher immer mal wieder heraus. Hängen Sie die „Kunstwerke“ Ihres Kindes sichtbar für alle auf, sodass es gleichberechtigt mit den großen Geschwistern vertreten ist.

Jedes Kind im Blick haben

Grundsätzlich ist es also wichtig, aufmerksam zu sein, jedes einzelne Kind gut im Blick zu haben und immer wieder das eigene Erziehungsverhalten zu reflektieren. Das Wissen um die Geschwisterkonstellation kann hierbei eine gute Hilfe sein. Jedoch ist dies nur ein Puzzleteil vom Gesamtbild eines Menschen. Genauso spielt natürlich das Erziehungsverhalten der Eltern, die Art und Weise, wie jede Familie ihren Familienalltag lebt und die ganz individuelle Persönlichkeit jedes Kindes eine Rolle. Jedes Kind ist anders und einzigartig.

Susanne Büscher arbeitet in ihrer Praxis für Lebensberatung, Paarberatung und Coaching im oberbergischen Waldbröl.

Freundschaft in Wüstenzeiten

Jennifer Zimmermann hatte immer mit einem Idealbild von der christlichen Ehe zu kämpfen. Mittlerweile hat sie gemerkt: Eine Ehe lässt sich nicht so leicht optimieren und die Freundschaft zu ihrem Mann trägt auch durch Wüstenzeiten.

Man sollte es gleich zu Anfang wissen: Wir sind kein Vorzeigepaar. Ich sehe uns heute noch in unserer ersten Wohnung am Frankfurter Westbahnhof sitzen. Draußen donnerten die Güterzüge und drinnen las ich mit roten Ohren das Kapitel über Sex aus unserem Eheandachtsbuch vor. Zehn von zwanzig Kapiteln lang übten wir uns in größtmöglicher Offenheit, wälzten Vorstellungen über Geld und Rollenbilder, endeten in abwechselndem Gebetsgestotter. Die letzten zehn Andachten lasen wir nie. Das einzige Buch, das wir gemeinsam (fast) bis zum Ende gelesen haben, enthielt gesammelten Poetry Slam. Ohne Gebetsaufforderungen. Das Andachtsbuch lag unterdessen auf dem Couchtisch und starrte uns vorwurfsvoll an, weil wir offenbar keinen stabilen Grundstein für unsere Ehe legen wollten.

Ich kam mit neuen Büchern und Seminarangeboten nach Hause. Mein Angetrauter verdrehte die Augen. Zurecht. Er konterte mit einer Auswahl von Restaurants, in die er mich für ein Ehedate entführen wollte. Ich seufzte, weil in mir ein kleiner grummeliger Zwerg mit Kontrollzwang wohnte, der es überhaupt nicht leiden konnte, wenn jemand anderes sein Essen kochte. Freunde erzählten mir, wie sie in ihre Beziehung investierten. Welche Rituale sie bewusst in ihren Alltag einflochten. Wie sie das gemeinsame Gebet jeden Abend durch persönliche Probleme trug. Wie dieses oder jenes Kommunikationsseminar die Weichen für ihre gemeinsame Zukunft gestellt hatte. Und ich seufzte wieder und schämte mich ein bisschen.

BEDIENUNGSANLEITUNG FALSCH VERSTANDEN

Zu Beginn unserer Ehe war ich mir sicher: Wir hatten etwas an der Bedienungsanleitung für unsere Ehe falsch verstanden. Wie konnte all das, was uns stark machen sollte, all das, was eine Partnerschaft bereichern sollte, sich so verkehrt anfühlen? So furchtbar verkrampft? Würde unsere Ehe es ohne all die Investitionen, die wohlgepflegten Rituale und die gemeinsamen Gebete durch die Abgründe schaffen, die sich im Leben manchmal so plötzlich auftun?

Der erste Abgrund kam schneller als gedacht. Schwerfällig stapften wir durch den unerwartet tiefen Sumpf frisch gebackener Elternschaft: durchwachte Nächte und völlige Fremdbestimmung. Mein Mann machte sein Examen und startete ins Referendariat. Wir bekamen ein zweites Kind. Tageweise entlud sich all die Anspannung in erbitterten Kämpfen, die wir abends auf dem Sofa ausfochten. Tagsüber waren wir zwei abgeschaffte, zerzauste Menschen mit hängenden Schultern und Augenringen bis zum Boden, die um alles in der Welt versuchten, ihre Kinder nicht anzuschreien.

In dieser Zeit waren wir vor allem eins: Freunde. Zwei Freunde, die sich hin und wieder auf die Schultern klopften. Zwei Freunde, die beschlossen hatten, gemeinsam durch die guten und die schlechten Zeiten zu gehen. Und das taten wir. Ein heimlicher Beobachter hätte vielleicht diagnostiziert, dass wir nebeneinander her lebten, so still, wie wir unserer Wege gingen. Aus unserer Perspektive aber sah alles ganz anders aus. Ausgelaugt und verzweifelt klammerten wir uns wortlos an den einzigen anderen Menschen, der mit im Boot saß. Abends trafen wir uns auf der Couch zu unserer Lieblingskrimiserie. Ich schlief auf der Couch ein. Er weckte mich und schickte mich ins Bett. Und am nächsten Morgen standen wir wieder auf und stellten uns gemeinsam dem Chaos, das unser Leben geworden war. Jeder an seiner Front.

Von allen Seiten schien man uns zuzuschmettern, dass wir um alles in der Welt nicht „nur“ Eltern sein dürften. Wir hörten uns schlotternd die Warnungen an. Was würde mit uns passieren, wenn die Kinder eines Tages auszögen? Das Ende war wohl vorprogrammiert. Wir zitterten. Kurz. Dann wechselten wir wieder Windeln, machten die Nächte durch, gingen arbeiten und verbrachten unzählige Sonntage mit einem fiebernden Kind in der Notaufnahme.

IMMER NOCH EIN TEAM

Und eines Tages blickten wir über die Schultern und stellten fest, dass wir das Schlimmste hinter uns hatten. Wir blickten an uns herab und stellten fest, dass wir uns immer noch an den Händen hielten. Irgendwann in dieser Zeit kam der Moment, in dem mir klar wurde, dass wir uns nicht mehr zu dem „guten christlichen Paar“ entwickeln würden, das in meinem Kopf wohnte. Wir waren anders, als ich gedacht hatte. Wir konnten einander immer noch zum Lachen bringen. Wir bewunderten einander immer noch für den Umgang mit unseren Kindern. Wir arbeiteten immer noch als Team. Und wir lernten zu schätzen, was wir miteinander hatten, statt uns krampfhaft in eine Form zu pressen, in die wir nicht passten.

Zeiten des Ausnahmezustands sind keine glorreichen Zeiten. Egal, ob wir ein neues Familienmitglied durch die ersten Monate begleiten, ein Elternteil pflegebedürftig wird oder eine Krankheit die Familie durchschüttelt – es gibt Zeiten, in denen wir nur überleben. Es gibt Zeiten, in denen unsere Ehe nur überlebt. Aber zu wissen, dass der Mann an meiner Seite versprochen hat, mich auch noch morgen zu lieben, egal, wie müde und elend ich heute durch die Wohnung geschlurft bin – das ist eins der größten Geschenke in meinem Leben.

Es sind Zeiten wie diese, in denen ich den Wert von Treue schätzen gelernt habe. Von Zuverlässigkeit. Und Freundschaft. Es sind Zeiten wie diese, in denen ich gelernt habe, dass Liebe etwas anderes ist als die Summe der schönen gemeinsamen Stunden. Denn wie mein Mann in dieser Zeit zu seiner müden Frau gehalten hat, das erklärt meinem Herz etwas darüber, wie treu auch Gott ist. Wie zuverlässig. In einer Zeit, in der auch mein Glaube nur knapp überlebte, gab es keine deutlichere Botschaft, als jeden Morgen aufzuwachen und meinen Mann neben mir zu finden. Immer noch. Trotz allem.

DER PRINZ AUF DEM WEISSEN PFERD

In dem Buch „Ehe“, das der US-amerikanische Pastor Timothy Keller 2011 gemeinsam mit seiner Frau Kathy veröffentlichte, beschreibt er einen Wandel im Verständnis von Ehe. „Früher ging es in der Ehe um uns, jetzt geht es um mich.“ Vergangene Jahrhunderte haben die Ehe als ökonomische und soziale Institution begriffen. Heute tritt der verständliche Wunsch nach Selbstverwirklichung in den Vordergrund, wenn es um die Erwartungen an eine Beziehung geht. In einer von Keller zitierten Studie suchen die befragten Singles vor allem nach Partnern, für die sie sich nicht ändern müssen. Sie suchen „den idealen Partner, einen Menschen, der glücklich, gesund, interessant und mit dem Leben zufrieden ist. Noch nie zuvor in der Geschichte der Menschheit hat es eine Gesellschaft gegeben, die so voller Menschen war, die alle den idealen Partner suchten.“

In einer Zeit, in der die Geschichte vom Prinzen auf seinem weißen Pferd in allen Schattierungen von Hollywood ausgeschlachtet worden ist, drängt sich die Überlegung auf, ob das Warten auf den idealen Partner, den „Seelenverwandten“, nicht alles leichter gemacht hätte. Meist kann ich diese Frage nach einigem Gedankenwälzen unter „Selbstoptimierung“ verstauen. In meinem Leben nimmt sie einen ähnlichen Stellenwert ein wie die Frage, ob regenbogenfarbene Haare mein Leben besser – weil bunter – machen würden. Etwa fünf Minuten lang erscheint sie wirklich dringend. Dann rastet mein Fünfjähriger aus, weil die Nudeln alle sind und ich blicke in das tiefenentspannte Gesicht meines Mannes und weiß wieder, dass ich hier richtig bin. Aber die Frage nach dem idealen Partner ist nicht für jeden so eindeutig zu lösen wie für mich. Und manchmal scheint es so, als ob wir, wenn wir an der Optimierung unserer Partnerwahl scheitern – und das tun wir immer, egal wie gründlich wir suchen – mit der Optimierung unserer Beziehungen weitermachen.

GEGEN DEN OPTIMIERUNGSWAHN

Wie wir mit Ehe umgehen, erinnert mich manchmal an meinen Pinterest-Account. Ständig werden mir Bilder von perfekten Lösungen für meine Wohnprobleme vorgeschlagen. Aber Paare lassen sich viel schwerer optimieren als Wohnzimmer. Paare sind zwei komplexe Gotteskinder mit vielen Jahren Leben im Gepäck und jeder hat einen Reisekoffer voller rumpelnder Gedanken, den er hinter sich herzieht. Wenn irgendwer vor Selbstoptimierung Halt machen sollte – sei sie körperlicher, psychischer oder geistiger Natur – dann sollten wir Christen es sein, die wir an einen Gott glauben, der die Machtverhältnisse der Welt einfach auf den Kopf stellt und die Letzten zu Ersten erklärt. Es gibt niemanden auf dieser Welt, der mit mir so geduldig ist wie er. Und wenn es Ecken und Kanten in unserer Beziehung gibt, dann hat er Zeit genug, sie rund zu lieben. Oder uns beizubringen, wie wir sie lieben lernen.

Ich durfte zu der liebevollen Erkenntnis kommen, dass es ok ist, nicht das Paar zu sein, das ständig investiert und optimiert. Dass es sogar ok ist, ein paar Wochen lang das Paar zu sein, das sich abends anschreit, wenn uns das am Ende einen Schritt weiterbringt. Es kann sich vollkommen richtig anfühlen, Andachtsbücher zu lesen und gemeinsam Seminare zu besuchen. Aber es gibt tausend andere Möglichkeiten, eine Ehe zu einem guten Ort für beide Partner zu machen. Für uns ist es tausendundein Gespräch, das wir den Tag über zwischen Tür und Angel führen. Es sind die Insider, die nur wir verstehen. Der gelegentliche kinderfreie Nachmittag mit einem heimlichen Eis. Und dann gibt es die schlechten Zeiten. Die, in denen wir auf dem Zahnfleisch gehen. Manchmal reicht es dann, wenn der andere über deinen schrägen Witz lacht. Wenn einer weiß, wie du deinen Kaffee trinkst. Wenn du mit deinem besten Freund unter einem Dach wohnst und irgendwie versuchst, das Lebenschaos zu managen. Ja, wirklich, es gibt Zeiten, da reicht Freundschaft voll und ganz. Vergiss nur nicht, ab und zu auf die starke Schulter neben dir zu klopfen.

Jennifer Zimmermann lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Bad Homburg. Vor einigen Monaten ist ihr erstes Buch erschienen: „Als Gott mich fallenließ. Vom Ausharren und Weitergehen mit ihm“ (SCM R.Brockhaus).

„Das musst du lesen!“

Die „Rupelrather Bücherfrauen“ haben anfangs einander ihre Lieblingsbücher vorgestellt. Inzwischen gibt es ein Bookcrossing-Regal, Vorlese-Stunden für Kinder und Büchertrödel für den guten Zweck. Von Stefanie Mergehenn

Am Anfang war das Wort. Oder der Einstiegssatz. Oder das Cover. Es gibt vieles, was einen animiert, ein neues Buch in die Hand zu nehmen. Oft ist es auch eine Rezension, der Tipp einer Freundin oder des Buchhändlers. „Das musst du mal lesen“: Unter dieser Prämisse fanden wir uns denn auch vor etlichen Jahren bei einer Gemeindefreizeit auf Langeoog mit interessierten Menschen an einem Abend im Kaminraum wieder, um einander bei einem Glas Wein und Knabbereien aktuelle Empfehlungen oder Immer-schon-Lieblingsbücher vorzustellen.

Das Konzept überzeugte. Als 2016 in meiner Kirchengemeinde die erste Wochenend-Freizeit nur für Frauen angeboten wurde, stand auf dem Willkommens-Brief: „Wer mag, bitte ein Lieblingsbuch, -film oder -CD einpacken, um es den anderen vorzustellen!“ Der entsprechende Abend dauerte rund drei Stunden – und ich griff nun doch zu den begeistert angepriesenen Werken von Charlotte Roth und Robert Seethaler, obwohl mir deren Cover vorab zu kitschig oder langweilig erschienen waren. Denn gegenseitiges Leihen gehört natürlich dazu – und ich wurde nicht enttäuscht!

WELTEN ZWISCHEN BUCHDECKELN

Nachdem die Literatur-Runde fortan Bestandteil jeder Freizeit war, fand eine der Frauen, es sei doch an der Zeit, diese schöne Tradition auch in den heimischen Alltag zu übertragen. Seitdem treffen wir uns vier-, fünfmal im Jahr mit interessierten Frauen – mal sind es sechs, mal ein ganzes Dutzend – in heimischen Wohnzimmern, um einander vorzulesen, Bücher zu präsentieren und zu erzählen, warum sie uns so berührt haben.

Sabine, die Initiatorin, empfindet es als großen Gewinn, „die vielfältigen Welten zwischen den Buchdeckeln aus ganz persönlicher Sicht zu beschreiben“. Denn ein Buch verändere den Lesenden „nicht nur durch das Aufnehmen des Inhalts, sondern durch das Einordnen der eigenen Erfahrungen und Gefühlswelten: Jede von uns liest ja anders, auch wenn die Buchstaben für alle gleich sind“. Der 54-jährigen Ärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie ist es zu verdanken, dass bei unseren Treffen immer auch einige Bilderbücher vorgestellt werden, in deren Geschichten und Illustrationen wir Erwachsenen mindestens ebenso versinken (können) wie die eigentliche Zielgruppe.

Auch Christine, eine weitere regelmäßig teilnehmende „Rupelrather Bücherfrau“, betont, dass sie schon viele Empfehlungen genutzt und so Autoren kennengelernt habe, auf die sie unter anderen Umständen gar nicht aufmerksam geworden sei. Ihr persönliches Fazit: „Mit echten Menschen zu sprechen, ist auch bei der Buch-Auswahl deutlich besser, als sich von Internet-Algorhythmen bestimmen zu lassen.“ Was die 54-Jährige darüber hinaus begeistert, ist, dass „ich dank unserer Gruppe viele tolle Frauen näher kennengelernt habe, denen ich sonst gar nicht begegnet wäre“.

NOCH VIER KISTEN IM KELLER …

Eine davon wurde beispielsweise von ihrer Nachbarin zu den „Bücherfrauen“ eingeladen und gehört jetzt zum „harten Kern“. Da liegt es nahe, auch mal am Rande der Buchstapel über die ein oder andere kulturelle Veranstaltung oder einen besondern Gäste-Gottesdienst in der eigenen Gemeinde zu sprechen. Apropos „eigene Gemeinde“: Die liegt den Bücherfrauen natürlich auch am Herzen. Deshalb war es naheliegend, für den Um- und Anbau unserer Kirche in den vergangenen Jahren zwei Bücher-Flohmärkte für das „Bau-Konto“ zu veranstalten.

Da die Spenden für den ersten Trödelmarkt eine unvorhergesehene Eigendynamik entwickelten („Ich hab‘ übrigens auch noch vier Kisten im Keller …“), hatten wir anschließend sogar mehr als zwölf Körbe übrig, die wir noch am selben Tag in die „Flohkiste“ unserer Nachbargemeinde bringen konnten. Beim zweiten Mal sortierten wir schon im Vorfeld aus, um mit den nicht ganz so umfangreichen Hinterlassenschaften die Bücherschränke in einem Neubaugebiet unseres Gemeindebezirks zu bestücken.

Für einen eigenen Bücherschrank – diese öffentliche Bücherregale beispielsweise in ausrangierten Telefonzellen gibt es inzwischen ja in vielen Städten – hat sich in unserer Gemeinde leider noch kein Platz gefunden. Stattdessen haben wir ein „Bookcrossing-Regal“ im Café-Bereich, in das ausgelesene (und keineswegs nur christliche) Bücher hineingestellt und von anderen dankbar herausgenommen werden. „Dabei geht es nicht ums Loswerden, sondern um das Weitergeben eines Buches, das uns selbst berührt hat“, betont Sabine. Die Auswahl erfordere deshalb eine besondere Sorgfalt und regelmäßige Durchsicht seitens der Bücherfrauen, die dann auch mal einen verjährten Stadtführer oder einen zerlesenen Trivial-Roman entfernen.

NOSTALGISCHES ANGEBOT

Die Freude und Faszination an Büchern kann nicht früh genug gesät werden – davon ist in dieser FamilyNEXTAusgabe an vielen Stellen zu lesen. Ich habe, als unser Sohn noch klein war, gern das ein oder andere Mal in seiner Kita vorgelesen. Viele Stadtbüchereien oder Grundschulen suchen heutzutage „Vorlese-Paten“. Mir macht es viel Spaß, bei unserem Kinder-Action-Samstag „Kiwi“, zu dem regelmäßig rund 70 Kinder ins Gemeindezentrum kommen, eine „Vorlese-Stube“ anzubieten. Es berührt mich zu erleben, wie Kinder, die sonst vielleicht eher auf flackernde Displays oder Monitore starren, zur Ruhe kommen, die Augen schließen und sich auf dieses nostalgische Angebot des „Kopfkinos“ einlassen – wenn sie sich nicht dicht um das Bilder- oder Geschichtenbuch drängen. Auch darin sehe ich als „Rupelrather Bücherfrau“ eine Chance: Kindern die Liebe zu diesen vielseitigen Freunden zu vermitteln – am besten eine Liebe fürs Leben.

Stefanie Mergehenn ist Journalistin und lebt mit ihrer Familie in Solingen.