Gründe klären ist das Wichtigste: Was tun, wenn Kinder klauen?

Wird ein Kind beim Klauen erwischt, reagieren Eltern sauer und besorgt. Gründe für das Verhalten des Kindes sind vielfältig. Pädagogin Annika Marx erklärt, wie Eltern damit umgehen sollten.

Es ist vollkommen verständlich, dass Gefühle wie Wut und Sorge bei Eltern auftauchen, wenn das Kind geklaut hat. Stehlen ist gesellschaftlich sehr negativ konnotiert und erschüttert unseren moralischen Wertekanon. Gedanken wie „Das geht gar nicht!“ oder „Das ist schlecht!“ tauchen auf. Auch kann sich die Sorge einschleichen, dass das Kind auf die schiefe Bahn gerät.

Zunächst einmal: Ruhe bewahren!

Zunächst ist es wichtig, in dieser Situation erst einmal die Ruhe zu bewahren und das Verhalten des Kindes von seiner Person zu trennen. So wird die Beziehung zum Kind nicht negativ beeinflusst, indem es beschämt wird.

Es gibt sehr vielfältige Gründe, etwas zu klauen. Eine gemeinsame Ursachenforschung mit dem Kind stellt einen wichtigen Baustein dar, um die Frage nach dem „Warum“ zu beantworten. Ganz rational betrachtet, handelt es sich beim Stehlen um eine angewandte Strategie, die ein unerfülltes Bedürfnis befriedigen soll. Hat das Kind gestohlen, um sich in einer bestimmten Gruppe beliebt zu machen? Gab es Gruppendruck/eine Mutprobe? Wünscht sich das Kind mehr Aufmerksamkeit und versucht, diese zumindest in negativer Form zu erlangen? Fühlt sich das Kind benachteiligt? Wollte es anderen ein Geschenk machen? Oder versucht es, sich durch den geklauten Gegenstand einer Person nahe zu fühlen? Es ist ratsam, gemeinsam mit dem Kind zu ergründen, welchen bedeutsamen Grund das Kind für dieses Verhalten hatte.

Wiedergutmachung muss sein

Zu guter Letzt sollte eine Wiedergutmachung als logische Konsequenz erfolgen. Dies kann zum Beispiel in Form von Zurückbringen, Entschuldigen oder dem Übernehmen sozialer Aufgaben erfolgen. Je jünger das Kind, desto mehr wird  das Kind dabei höchstwahrscheinlich die Unterstützung seiner Eltern benötigen.

Vielleicht kann so aus dem Ärgernis eine echte Chance werden, um sich noch intensiver kennenzulernen und gemeinsam zu wachsen.

Annika Marx ist Diplom-Pädagogin, Systemische Familientherapeutin und Regionalleiterin Rhein-Main-Pfalz von Team.F.

Öfter mal was Neues – Wie Abwechslung die Beziehung bereichert

In langjährigen Beziehungen schleichen sich viele Routinen ein. Da hilft es, diese aufzubrechen und Neues zu wagen. Das bringt neuen Schwung in das (Liebes-)Leben.

Bei unserem ersten Date aßen meine Frau und ich einen tropfenden Kebab, tranken etwas in einer Bar auf dem höchsten Gebäude der Stadt und liefen dann mit Flip-Flops an den Füßen eineinhalb Stunden zum Zoo, nur um festzustellen, dass dieser schon in wenigen Minuten schließt. Alles Dinge, die wir normalerweise in unserem Alltag nicht tun.

Am Anfang war das Kribbeln

Zu Beginn einer Beziehung ist man meist kreativ, was gemeinsame Aktivitäten anbelangt. Man probiert Neues aus, wagt sich an Außergewöhnliches. Doch je länger die Partnerschaft dauert, desto weniger neue und aufregende Erlebnisse macht ein Paar zusammen.

Die Teilnehmenden einer Studie der Psychologin Amy Muise füllten drei Wochen lang jeden Tag einen Fragebogen aus mit Fragen wie: „Wie stark hat heute deine Partnerschaft dazu geführt, dass du neue Erfahrungen gemacht hast?“ Dabei listeten die Teilnehmer Aktivitäten wie zum ersten Mal Austern schlürfen, die Teilnahme an einem Tanzkurs oder Städtereisen auf.

Wenn die Teilnehmenden an einem bestimmten Tag neue Erlebnisse gemacht hatten, berichteten sowohl sie als auch ihre Partner über ein größeres sexuelles Verlangen und eine größere sexuelle Zufriedenheit in der Beziehung. Und die Wahrscheinlichkeit, dass sie an diesem Tag Sex hatten, stieg um 36 Prozent.

Angenehm oder aufregend?

In einer anderen Studie wurden Paare gebeten, eine Liste mit aufregenden Aktivitäten und eine Liste mit angenehmen Aktivitäten zu erstellen. Dann wurden die Paare nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen aufgeteilt. Die einen Paare machten jede Woche 90 Minuten lang etwas von ihrer Liste der aufregenden Aktivitäten, die anderen Paare etwas von ihrer Liste der angenehmen Aktivitäten. Nach zehn Wochen waren die Paare, die wöchentlich etwas Aufregendes unternommen hatten, deutlich glücklicher als die Paare, die jede Woche etwas Angenehmes zusammen gemacht hatten.

Besonders in einer langjährigen Partnerschaft lohnt es sich also, immer mal wieder neue, nicht alltägliche gemeinsame Aktivitäten auszuprobieren. Wieso nicht auch eine solche Liste erstellen und sich zum Ziel nehmen, jede Woche etwas davon auszuprobieren?

Marc und Manuela Bareth stärken mit FAMILYLIFE Schweiz Ehen und Familien. Marc Bareth ist der Leiter dieser Arbeit. Er bloggt unter familylife.ch/five

Diabetes bei Kindern? So hoch ist das Risiko einer Erkrankung

Viele Eltern haben Angst, dass ihre Kinder an Diabetes erkranken. Das ist umso stärker, wenn Familienmitglieder ebenfalls erkrankt sind. Die Risiken und die unterschiedlichen Typen von Diabetes erklärt Kinderarzt Prof. Andreas Neu.

Wenn Verwandte ersten Grades an Diabetes Typ 1 erkrankt sind, ist das Risiko, selbst zu erkranken, etwas erhöht. Geschwister haben ein Risiko in der Größenordnung von fünf Prozent, Kinder eines betroffenen Elternteils ein Risiko zwischen fünf und sieben Prozent. Insgesamt haben zehn Prozent der von Diabetes Typ 1 Betroffenen Verwandte, die ebenfalls einen Diabetes Typ 1 haben.

In welchem Alter tritt die Erkrankung üblicherweise auf?
Im Kindes- und Jugendalter tritt die Erkrankung bevorzugt im Kleinkindalter oder unmittelbar vor der Pubertät auf. Es gibt jedoch auch Diabetes-Manifestationen im Erwachsenenalter. Etwa die Hälfte der Neuerkrankungen erfolgt im Kindesalter, die andere Hälfte im Erwachsenenalter. Derzeit erkranken rund 4.000 Kinder und Jugendliche und rund 4.000 Erwachsene pro Jahr neu.

Unterschiedliche Tpyen von Diabetes

Was ist der Unterschied zwischen Typ 1 und 2?
Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung mit geringerer genetischer Disposition. Vorbeugende Maßnahmen gibt es nicht, der Lebensstil oder das Körpergewicht spielen keine Rolle und beeinflussen das Risiko nicht. Beim Typ 2 Diabetes ist die genetische Disposition weit ausgeprägter. Hier spielen für die Entstehung Faktoren wie Übergewicht und Bewegungsmangel eine wichtige Rolle.

Was sind die Symptome?
Der Typ 1 macht sich in der Regel akut bemerkbar. Die Entstehung des Typ 2 Diabetes ist ein schleichender und lange dauernder Prozess. Symptome, die an einen Diabetes denken lassen sollten, sind vermehrtes Durstgefühl und Trinken, vermehrtes Wasserlassen, Gewichtsabnahme und Leistungsabfall. Liegen diese Symptome vor, sollte rasch ein Arzt konsultiert werden. Die Diagnose-Stellung kann über eine Urin- oder Blutuntersuchung problemlos und rasch gestellt werden. Insbesondere im Kindes- und Jugendalter ist es wichtig, diese Symptome zu kennen, um eine schwere Stoffwechselentgleisung zu vermeiden.

Abklären – aber wie?

Wann sollte man das abklären lassen?
Liegen die genannten Symptome vor, ist in jedem Fall eine rasche Abklärung ärztlicherseits erforderlich. Dadurch wird einer schweren Stoffwechselentgleisung (Ketoazidose) vorgebeugt. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass alle, die mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, über diese Symptome Bescheid wissen und gegebenenfalls rasch reagieren.

Wie sinnvoll wäre ein Screening?
Ein Screening kann Risikokandidaten für einen Diabetes identifizieren. Allerdings lässt sich auch bei bekanntem Risiko eine Erkrankung nicht vermeiden. Screening-Untersuchungen sind sinnvoll im Rahmen wissenschaftlicher Studien. Für die Allgemeinbevölkerung setze ich eher auf eine breite Aufklärung zu Symptomen.

Prof. Dr. Andreas Neu ist ehemaliger Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und Kommissarischer Ärztlicher Direktor an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Tübingen.

Interview: Ruth Korte

Mannsein: Bist du der Mann, der du sein willst?

Was bedeutet es eigentlich, Mann zu sein? Was für ein Mann möchte ich werden? Moor Jovanovski gibt sechs Ratschläge, die dabei helfen, ein authentiches Mannsein zu leben.

Was willst du mal werden, wenn du groß bist?“ Diese Frage stellen wir oft kleinen Kindern, weil wir wissen möchten, welche Vorstellungen sie haben. Und dann bekommt man herzerfrischende und ungefilterte Antworten. Zwar sind diese oft wenig realistisch, aber sie geben etwas von der Persönlichkeit und dem Charakter der Kinder preis. Im Laufe des Erwachsenwerdens verblassen die Träume und die berufliche Karriere beginnt unter anderen Gesichtspunkten als dem des Träumens.

Die Frage bleibt spannend: „Was willst du werden?“ Um es noch greifbarer zu machen, hilft ein Perspektivwechsel in die Zukunft. Stell dir dich selbst in zehn oder zwanzig Jahren vor und frage dich: „Bist du der geworden, der du werden wolltest?“ Warum diese Frage wichtig ist? Weil sie über deine Zufriedenheit im Leben entscheidet. Es ist nicht der Besitz und auch nicht der Erfolg, der einen Menschen glücklich macht, sondern das Wissen, dass man mit sich schlüssig ist.

Mannsein? Person vor Position

Das gilt genauso für das Mannsein. Früher wollte man vielleicht ein Superheld werden und die Welt retten. Und dann findet man sich in einem Büro oder auf dem Bau wieder. Dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden, aber definieren Berufsbilder auch das Sein? Ich bin überzeugt, dass man aus einer versöhnten und geklärten inneren Welt heraus sein Leben gestalten kann. Man ist zuallererst eine Person, und dann kommt der Rest. Bei der Frage, welcher Mann ich sein will, sollte ich nicht die Antwort in Rollen und beruflichen Positionen suchen, denn davon hängt meine männliche Identität nicht ab. Jobs und Positionen verändern sich. Was bleibt, ist immer man selbst. Es ist gut, sich mit seinem Tun zu identifizieren, aber das stiftet nicht Identität, sondern die Identität bestimmt, was ich tue.

Die Werte, die mich als Mann ausmachen, muss ich mir eigenständig und zweckfrei erhalten. Da es viele Vorstellungen und Klischees in Sachen Mannsein gibt, stehe ich als Mann hier vor einer Herausforderung: Was für ein Mann bin ich eigentlich? Und will ich wirklich so sein? Ich möchte es gleich auf den Punkt bringen: Das ist keine Aufgabe, die ich allein lösen muss. Zunächst muss ich mir vor Augen halten, dass es immer um ein Werden geht und nicht um Ergebnisse.

Für dieses Werden möchte ich sechs Hinweise geben, die dir dabei helfen können, dich in deinem Sein weiterzuentwickeln.

1. Behüte dein Herz!

Das Herz ist die Quelle von Charakter und Persönlichkeit. Das stellt König Salomo im biblischen Buch der Sprüche Kapitel 4 Vers 23 fest: „Vor allem aber behüte dein Herz, denn dein Herz beeinflusst dein ganzes Leben.“ Das Herz ist aber auch ein sehr komplexer und paradoxer Ort: Man kann lieben und hassen, man kann großherzig und neidisch, freigiebig und geizig sein. Und all das sprudelt aus derselben Quelle. Man gestaltet seine Welt von innen nach außen. Aus diesem Grund solltest du darauf achten, was in deinem Herzen Raum haben darf und was du ändern solltest. Das hilft auch dabei, dir darüber klar zu werden, wer du eigentlich sein möchtest. Ein Herz voller Gier, Geiz oder Hass bringt keine Freude hervor. Aber Liebe, Zuwendung und Wohlwollen wirken positiv auf dich und dein Umfeld. Daher gilt für dein Mannsein: Was du bist und wie du lebst, beginnt in deinem Herzen.

2. Lass Wunden heilen!

Es ist für Männer nicht leicht, über Verletzungen und Schmerz zu sprechen. Sich mit Kränkungen oder verwundeten Emotionen auseinanderzusetzen, wirkt verweichlicht. Aus diesem Grund verdrängen wir Schmerz und Wunden oder ignorieren sie. Viele Männer haben mir gesagt, dass sie Angst haben, sich diesen Themen zu stellen, weil sie in ihrer Wahrnehmung dann Schwäche zeigen würden. Diese Schwächen würden von anderen ausgenutzt, und man gehöre automatisch zu den Verlierern. Mannsein bedeutet schließlich, stark zu sein, alles im Griff zu haben und alles rational abzuarbeiten. Und doch berichten mir dieselben Männer, dass sie mit Minderwertigkeit, Versagensängsten, Neid, Hass und anderen Gefühlen zu kämpfen haben. Verletzungen und Lebenslügen wie „Das schaffst du nie!“ oder „Aus dir wird nie etwas!“ haben sie fest im Griff.

Ich kenne das aus meinem Leben. Es gibt Wunden, die mir wehtun und mich abwerten. Ich kenne das Gefühl von Einsamkeit und Verlassenheit, weil ich lange Zeit keine väterliche Bestätigung und Unterstützung bekommen habe. Das ist ein tiefsitzender Schmerz, der mich immer wieder in Übertreibungen geführt hat. Ich habe mich entweder isoliert oder besonders hart gearbeitet, um der Beste zu sein. Doch mit beiden Strategien habe ich mich unnahbar für meine Mitmenschen gemacht.

Wenn man sich seinem Schmerz nicht stellt, wird die Wunde immer größer. Als ich anfing, mich meinem Schmerz zu stellen, begann die Heilung. Wenn du deine Wunden kennst, findest du heraus, was Heilung verschafft. Und wie du bei äußerlichen Wunden zum Arzt gehst, darfst du auch bei inneren Wunden Hilfe suchen. Das kann ein Seelsorger, ein Therapeut, ein enger Freund oder ein väterlicher Mentor sein. Mit dem Benennen des Schmerzes kann die Gesundung beginnen.

3. Mannsein ohne Masken

Masken zu tragen, kann eine Reaktion auf äußere Einflüsse sein. Man will den Schein wahren oder sich besonders gut darstellen. Oft dienen sie als Verstecke, um nicht aufzufallen oder eigene Fehler zu kaschieren. Integrität ist ein wichtiges Thema, nicht nur in sozialer Interaktion, sondern eben auch in der Persönlichkeitsentwicklung. Echt zu sein ist immer besser, als einen Schein zu wahren. Masken fallen irgendwann sowieso. Und dann ist alles, was man sich aufgebaut hat, wie Sand, der durch die Finger rinnt.

In Psalm 139 schreibt David einen Satz, der die Einzigartigkeit seines Seins unterstreicht. Im Vers 14 heißt es: „Ich danke dir, dass du mich so herrlich und ausgezeichnet gemacht hast! Wunderbar sind deine Werke, das weiß ich wohl.“ Und das ist auch eine wunderbare Aussage der Sicht Gottes auf uns Menschen. Diese Aussage hilft dir, dein Mannsein zu definieren, weil du wissen darfst, dass du nicht jemand anderes sein musst.

Im gleichen Psalm ist aber auch von einer Demaskierung die Rede – David bittet Gott darum, sein Herz zu prüfen: „Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz, prüfe mich und erkenne meine Gedanken. Zeige mir, wenn ich auf falschen Wegen gehe und führe mich den Weg zum ewigen Leben“ (Vers 23-24). Jeder von uns kann auf Holzwegen unterwegs sein. Ein ehrlicher Moment mit sich und Gott ist ein Moment der Demaskierung und auch der Befreiung. Man muss eben kein Theater spielen, um jemand zu sein.

4. Finde einen Mentor!

Nicht jeder hat ein positives Vaterbild. Aber jeder hat hoffentlich schon mal die Erfahrung gemacht, wie befreiend es ist, einem Menschen zu begegnen, der wirklich an einen glaubt. Ich erinnere mich an ein einschneidendes Erlebnis in meiner Jugend: Mein Fußballtrainer war ein Choleriker. Mein Co-Trainer war das Gegenteil: leise, besonnen, ermutigend und motivierend. Wenn mein Trainer mich anschrie, um mich zu besseren Leistungen zu peitschen, gelang mir erst recht nichts. Wenn mich mein Co-Trainer nach dem Training oder Spiel ansprach, meine gelungenen Spielaktionen unterstrich und mir Verbesserungsvorschläge mitgab, entfesselte mich das regelrecht. Mein Spiel und mein Talent kamen wesentlich besser zum Tragen und verhalfen mir zu einer stabilen Entwicklung.

Das meine ich mit einem väterlichen Mentor: Ein Mann, zu dem ich aufsehen kann, weil er mich respektiert und an mich glaubt. Der weiß, was ich zu lernen habe und wo ich mich noch entwickeln muss, der aber dabei nicht übersieht, wer ich schon bin und was ich schon kann. Nach solch einem väterlichen Mentor halte Ausschau, weil es dein Weg zum Mannsein stärkt. Randnotiz: Halte es für möglich, dass auch du ein Mentor für andere sein kannst!

5. Investiere in förderliche Freundschaften!

Bekannte hat man viele, aber Freunde nur wenige. Echte Freunde erkennst du daran, dass sie zur Familie werden. Sie sind da, wenn du sie brauchst – wie ein Bruder, der mit dir durch Freud und Leid geht. Ihre Liebe ist unverfälscht und selbstlos und immer ist Verlass auf sie. Wenn alles zusammenbricht, bleiben sie stabil. Klingt das zu schön, um wahr zu sein? In Sprüche 17,17 heißt es: „Auf einen Freund kann man sich immer verlassen, und ein Bruder ist dazu da, dass man einen Helfer in der Not hat.“

Es gehört zu meinen wertvollsten Schätzen, dass ich solche Männer in meinem Leben haben darf. Aber diese Art der Bruderschaft bedarf der Investition. Es braucht Zeit, Engagement, Willen und Aufrichtigkeit. Jeder von uns begegnet im Leben Männern, mit denen eine solche Freundschaft möglich ist. Ich kann dir versichern, dass es sich lohnt, darein zu investieren. Nicht nur, weil es eine Stütze ist, sondern auch weil diese brüderlichen Freunde schonungslos ehrlich mit dir sind. Sie sprechen unbequeme Wahrheiten aus. Freunde können streiten und diskutieren, ohne abzuwerten. Sie hinterfragen und ermutigen dazu, festgefahrene Meinungen nochmal zu überdenken. Und sie halten dich, wenn du weinst oder am Ende bist. Sie gehen nicht, selbst wenn alle anderen gehen. Investition in so eine freundschaftliche Bruderschaft fördert das eigene Mannsein.

6. Sei du selbst!

Du hast allen Grund, du selbst zu sein. Kopieren ist nicht nötig!

Moor Jovanovski ist Pastor, Redner und Berater.

Vorfreude oder schlechtes Gewissen? So gelingt der Kita-Start

Am Ende der Elternzeit steht der Wiedereinstige in den Beruf an. In die Vorfreude mischt sich aber oft das schlechte Gewissen, weil das Kind in die Kita muss. Familienberaterin Daniela Albert verrät, wie der Übergang gelingt.

Mit dem Gedanken an den Kita-Start tun sich viele Eltern schwer. Sie entscheiden sich, andere Menschen in das Leben ihres Kindes zu lassen und sie ein Stück loszulassen. Das Kind wird zukünftig ein paar Stunden am Tag ohne die Eltern verbringen und sie müssen sich darauf verlassen, dass es dem Nachwuchs dort gut geht. Dass Eltern da erst einmal nervös sind und nicht nur voller Vorfreude, ist normal.

Leider ist bei der U3-Betreuung auch das schlechte Gewissen ein Begleiter, besonders für Mütter. Gerade in Westdeutschland sozialisierte Frauen tun sich schwerer mit dem Gedanken, dass ihre Kleinkinder außerhäuslich betreut werden sollen. Das liegt daran, dass unsere eigene Müttergeneration und oft auch unsere Großmütter länger für die Kinderbetreuung zuständig waren. So hat sich bei uns eingebrannt, dass dies der beste Weg ist, ein Kind durch die Kleinkindjahre zu begleiten.

Oft gilt die Betreuung von Kleinkindern durch ihre Mütter auch als der „natürliche Weg“. Menschheitsgeschichtlich war es allerdings nur eine sehr kurze Zeitspanne so, dass Mütter nach der Geburt von Kindern mehrere Jahre Zeit hatten, sich nur auf diese zu konzentrieren. Selbst unsere Großmütter hatten diese Zeit nicht, sie hatten viele zusätzliche Aufgaben in Haus, Garten oder gar nicht so selten auch durch einen dringend benötigten Zuverdienst. Schon immer gab es andere Menschen, die Mütter deshalb bei der Betreuung ihrer Kinder unterstützt haben.

Viel Zeit für Eingewöhnung einplanen

Der Unterschied zur Kita ist allerdings, dass die sich kümmernden Personen zumeist von Anfang an im Umfeld der Kinder waren. In der U3-Betreuung muss ein Kind nun neuen Menschen vertrauen lernen – und die Eltern auch! Ich empfehle daher, viel Zeit für die Eingewöhnung einzuplanen, sodass Eltern und Kinder die Möglichkeit haben, die neuen Betreuungspersonen gut kennenzulernen. Vielleicht können die Eltern vor der offiziellen Eingewöhnung schon ab und zu für einen Besuch in der Kita vorbeigehen oder bereits Kontakte zu anderen Kita-Familien knüpfen. Je vertrauter dem Kind die neuen Menschen sind, desto leichter werden auch die Eltern sich tun.

Für den Anfang ist weniger mehr – Eltern sollten mit wenigen Stunden am Tag starten Sie mit wenigen Stunden am Tag, sofern der Beruf die Möglichkeit dazu bietet, und dann die Zeit steigern, wenn das Kind dafür bereit ist. Und ganz wichtig: Die Bindungsarbeit, die Eltern zu Hause machen, ist noch immer entscheidend! Ein liebevolles, zugewandtes Elternhaus, in dem ein Kind erlebt, dass seine Bedürfnisse befriedigt werden, ist ein starker Rückhalt und gleicht auch eine eventuell einmal nicht ganz optimale Betreuungssituation aus. Nur Mut und viel Freude beim Wiedereinstieg!

Daniela Albert ist Autorin und Eltern- und Familienberaterin (familienberatung-albert.de), lebt mit ihrer Familie in Kaufungen.

Dürre in Somaliland: Wenn der Klimawandel auf Armut trifft

Die Folgen des Klimawandels sind in Deutschland schon zu spüren. Aber wir haben viele Ressourcen, um damit umzugehen. Viel drastischer sind die Auswirkungen im globalen Süden. Darüber berichtet Jelena Schwarnowski von Tearfund Deutschland.

Du leitest die Kommunikation bei Tearfund, einer christlichen Organisation, die Entwicklungsprojekte betreut und Nothilfe leistet. Vor Kurzem warst du in Somaliland. Was hast du dort erlebt?

Ich war für eine Woche dort, um unsere Projekte zu besuchen, aber vor allem um die Menschen kennenzulernen, mit denen wir in Somaliland zusammenarbeiten. Oft kooperieren wir nämlich mit anderen Organisationen, da wir gemeinsam viel mehr erreichen können. In der Region hat es übrigens zum ersten Mal seit drei Jahren geregnet. Wir hatten fast jeden Tag Regen. Dass davor eine so lange Dürrezeit herrschte, war unvorstellbar! In Somaliland fuhren wir kilometerweit an nichts vorbei, sahen Kamele, die wild rumliefen und grasten. Und auf einmal sieht man runde Hütten, nur aus bunten Stoffen und Zweigen gebaut. Auf einmal merkt man: Da leben Menschen, leben Frauen, leben Kinder mitten im Nichts.

Das war ein Flüchtlingscamp, in dem – je nachdem, wie stark die Dürre ist – bis zu 3.500 Leute leben. Dort sind wir hingefahren – ich zum allerersten Mal –, sind ausgestiegen und wurden herzlichst in Empfang genommen. Die Frauen haben ein kleines Fest veranstaltet. Wir haben getanzt und Musik gemacht und ich wurde direkt mitgenommen und sollte auch tanzen. Das war meine allererste Erfahrung in diesem Flüchtlingscamp.

Die Dürre verschlimmert die Armut

Warum mussten diese Menschen fliehen?

In Somaliland leben die meisten Menschen von ihren Viehherden mit Ziegen, Kamelen oder Schafen und ziehen als Nomaden von Ort zu Ort. Immer, wenn sie in grüne Gegenden gekommen sind, haben sie dort ihre Zelte aufgeschlagen und wenn das abgefressen war, sind sie weitergezogen. Aufgrund der Dürre ist dieser Lebensstil nicht mehr möglich. Eine Frau namens Muna hat uns erzählt, dass sie eine große Viehherde hatte und auch sehr stolz darauf war. Das war ihr Reichtum und sicherte ihren Wohlstand. Dann kam die Dürre und irgendwann gab es kein Gras mehr.

So investierte sie das wenige Geld, das sie hatte, in Futter, damit die Tiere überlebten, aber die Dürre hörte nicht auf und irgendwann hatte sie kein Geld mehr. Also hat sie angefangen, sich von der Verwandtschaft Geld zu leihen und hat weiterhin Futter gekauft, weil sie ihre Tiere dringend am Leben halten musste. Von denen bekommt sie Milch, man kann sie schlachten und Fleisch essen oder auch mal verkaufen, was wieder Geld einbringt. Das heißt, die Tiere müssen auf jeden Fall überleben, und so hat sie sich verschuldet.

Die Dürre hat aber einfach kein Ende genommen. Muna fand keine Möglichkeit mehr, irgendwie an eine Wasserquelle zu kommen oder weiter Gras zu finden.Sie musste zusehen, wie ein Tier nach dem nächsten, ihre komplette Herde gestorben ist. Ihr ganzer Lebensunterhalt war zunichte. Und in diesem Zustand, hungrig, durstig, ohne Viehherde und hoch verschuldet, kam sie mit ihrer Familie in dieses Flüchtlingscamp, wo Hilfswerke wie wir Nothilfe leisten und gemeinsam mit den Menschen arbeiten.

Schutzlos ausgeliefert

Der Globale Süden sind Länder, die wirtschaftlich und politisch schlechter entwickelt sind als die Industrieländer des Globalen Nordens. Wie hängt das mit dem Klimawandel zusammen?

Gehen wir nochmal von dem Beispiel mit der Dürre aus. Hitzewellen kennt man mittlerweile auch in Deutschland. Wir haben das gerade letztes Jahr erlebt. Als meine Oma noch gelebt hat und im Altenheim war, war das richtig heftig, weil es so heiß war und es keine Klimaanlage gab. Da hatten wir als Familie richtig Sorge um sie. Aber immerhin gab es ein festes Zuhause, es gab viel Wasser, das sie trinken konnte. Meine Mama kam jeden Tag vorbeigefahren, hat ihr kalte Wickel gemacht. In dieser Hitzewelle haben wir hier in Deutschland, im Norden, ganz viele Mechanismen, die wir benutzen können, um mit solchen Situationen umzugehen. Wir haben Häuser, wir haben Klimaanlagen, wir haben Möglichkeiten, die Hitze irgendwie erträglicher zu machen.

Und jetzt zum Globalen Süden: Überlege dir mal eine Hitzewelle in einer Region, wo Menschen in Zelten leben, wo es sowieso schon kein Wasser gibt, wo Menschen keine Autos haben, wo sie vielleicht ohnehin schon unterernährt sind, einfach weil es so wenig zu essen gibt. Und dann hast du vielleicht noch ein Baby, das du stillen möchtest, das heißt, das Baby ist schon durch deine Unterernährung geschwächt. Wenn dann eine Hitzewelle kommt, gibt es diese Mechanismen nicht. Menschen in Armut sind von diesen Katastrophen viel krasser betroffen. Weil sie keine staatlichen Hilfen und nicht genügend Ressourcen haben. Das ist dieser große Unterschied.

Das Gleiche passiert bei einem Tsunami oder bei großen Stürmen. Wir haben Möglichkeiten, die Infrastruktur wieder aufzubauen. Im Globalen Süden kann es passieren, dass, wenn es endlich regnet, es vielleicht so stark regnet, dass alles zerstört wird. Wenn dann auch noch Hagel oder eine Überschwemmung kommt, halten das die Stoffhütten nicht aus. Der Klimawandel ist wie ein Bedrohungs-Multiplikator für Menschen in Armut. Die Bedrohung ist die Dürre oder der starke Regen oder der Tornado, aber wenn du sowieso schon in Armut lebst, wie z. B. die Menschen in Somaliland, ist das wie ein Brennglas, das noch viel krassere Auswirkungen hervorbringt.

Wir können etwas tun

Diese Not lässt nicht jeden so aktiv werden wie dich. Was können Leute tun, die sich vielleicht ohnmächtig fühlen?

Informiere dich! Fang an, Geschichten von Menschen, Artikel, Bücher zu lesen, dann wird sich etwas in dir verändern. Erst dann wirst du merken, dass wir so mit Gottes Schöpfung nicht mehr lange umgehen können. Und dann kommen die Fragen: Was kann ich konkret in meinem Alltag, in meinem Umfeld verändern? Ich bin jedoch davon überzeugt, dass wir die Welt nicht alleine komplett retten können. Auch wenn jeder nur noch Bambus-Zahnbürsten oder vegane Schuhe kauft und vegetarisch lebt, haben wir diese großen Probleme noch nicht gelöst. Ich bin mehr auf der Schiene: Worin bin ich besonders gut? Wo habe ich eine Plattform, wo ich Leute beeinflussen und auf das Thema aufmerksam machen kann?

Das hab ich z.B. durch Musik. Oder wenn ich in Kirchen predige. In der Bibel steckt ganz viel über den Umgang mit Gottes Schöpfung und erst recht über Gerechtigkeit. Oder wenn du gut schreiben kannst: Schreib darüber. Deine persönlichen Begabungen und kreativen Ideen werden Wellen schlagen und andere Leute anstecken. Übrigens: Politisch engagieren (im weitesten Sinne) sollten wir uns meines Erachtens alle.

Die Fragen stellte Helena Berger.

Zoff mit der Lehrerin – was können Eltern tun?

Konflikte mit Lehrerinnen und Lehrern sind herausfordernd für Kinder und Eltern. Schwierig wird es, wenn die Teenager keine Einmischung wollen. Was können Eltern dann tun?

Wenn das Kind das Vertrauen hat und von einer solchen sehr fordernden Situation berichtet, ist das für diese Lebenspase ein Beweis für eine sehr vertrauensvolle Bindung an die Eltern. Nicht selten schlucken Jugendliche Ungerechtigkeit, Verletzungen oder Trauer herunter, da sie sich hilflos fühlen. Zu hilflos, um es zu teilen. Gerade Hilflosigkeit ist eines der kräftezehrendsten Gefühle. Daher ist es gut, mit dem Kind auch in dieser Challenge in Verbindung zu stehen!

Diese Hilflosigkeit erleben auch Sie als Eltern, wenn das Kind explizit darum bittet, keinen Einfluss auf die Lehrkraft zu nehmen. Dies ist auch für Eltern zermürbend. Dem Kind selbst können nun zwei Erfahrungen helfen: „Da sein“ und „Für mich da sein“.

Da sein

Bleiben Sie offen und am Thema interessiert. Sie können mit Ihrem Kind zum Beispiel verabreden, alle zwei Tage kurz über die Situation und mögliche Reaktionen oder Lösungsstrategien zu reden. So lernt der junge Mensch, dass ihr Thema von Ihnen wichtig genommen wird. „Da sein“ bedeutet zuhören, Fragen stellen und eine Idee anbieten, wenn Sie dazu die Erlaubnis haben. Auch die Frage: „Warum möchtest du keine Hilfe?“ kann zusammen gedacht werden. Dabei können die Äußerungen des reifenden, jungen Menschen kantig und verletzend sein, was Sie als Eltern nicht vom Angebot des gemeinsamen Denkens abbringen darf.

„Da sein“ ist eine sehr wichtige Investition. Während die Hilflosigkeit sich wie eine dunkle Sackgasse anfühlen kann, kann das wiederholende Gespräch eine Möglichkeit sein, durch verschiedene Wege kleine leuchtende Ideen anzubieten: einen Vertrauenslehrer einzubinden (der Schweigepflicht hat) oder mit einem Jugendseelsorger zu reden. Wichtig ist: Die Handlungsfähigkeit bleibt bei dem jungen Menschen.

Für mich da sein

Ihr Kind braucht in Herausforderungen Geborgenheit. Der sichere Hafen ist nicht nur in Vorschuljahren wichtig, sondern auch in den Teenagerjahren. Die Aufgabe als Eltern darf auch sein, unbeschwerte Momente zu gestalten. Sollte der Kummer zu belastend werden, dürfen und sollten Sie einschreiten – natürlich, nachdem Sie mit Ihrem Kind darüber gesprochen haben. Oft sind die Jugendlichen erstaunt, wie konstruktiv sich Gespräche führen lassen. Eltern sind für ihre minderjährigen Kinder verantwortlich und müssen daher auch eine seelische Belastung abwenden.

Nun bleiben Sie also auf den ersten Blick beim Nichtstun und können doch sehr viel auf der Beziehungsebene für Ihr Kind ermöglichen.

Stefanie Diekmann ist Gemeindereferentin in Göttingen und Mutter von drei erwachsenen Kindern.

Beziehungs-Check für Gestresste: Mit dieser kleinen Frage halten Sie Ihre Liebe frisch

Verbundenheit in Beziehungen will gepflegt werden – gerade in stressigen Zeiten. Das muss nicht immer ein aufwändiger Date-Abend sein. Oft reicht schon eine kleine Frage.

Mitten in der Hektik des Alltags kann sich eine Woche sich schnell anfühlen wie zwei kurze Tage. Das Leben rast dahin wie eine Achterbahn. Da bleibt oft kaum Zeit für die Beziehung. Solche Phasen sind normal und jedes Paar kennt sie. Kritisch wird es allerdings dann, wenn aus zeitlich begrenzten Phasen dauerhafte Zustände werden. Das kann einen hohen Preis fordern. Um gut vorzusorgen und Prävention zu betreiben, hat sich eine simple Frage für Paare bewährt.

Kurz und bündig

Eine Frage nimmt Paare behutsam an die Hand und ermöglicht ihnen, sich für einen kurzen und ruhigen Moment einander zuzuwenden. Diese Frage braucht nicht viel Zeit und passt auch in einen randvollen Tag.

Diese Frage lautet: „Auf einer Skala von 1 bis 10 – wo steht diese Woche dein Liebesbarometer?“

10 bedeutet, dass das Bedürfnis nach Liebe überfließend erfüllt ist. 1 meldet zurück, dass das Gefühl, geliebt zu sein, völlig ausbleibt und dass das Miteinander sich zunehmend beziehungslos anfühlt.

Hinter diesem Liebestankbarometer verstecken sich gleichzeitig mehrere Fragen: Wie geliebt fühlst du dich? Wie sehr wahrgenommen fühlst du dich? Diese Frage entschleunigt. Sie regt zum Nachdenken an. Sie führt dazu, dass wir selbst wahrnehmen, wie geborgen oder wie gehemmt wir uns innerhalb unserer Paarbeziehungen fühlen. Diese Frage lädt Paare dazu ein, Bedürfnisse zu benennen und schafft dafür einen sicheren Raum.

Es braucht Mut

Für den Liebestankbarometer braucht es eine Portion Mut. Die Antwort zu der Frage kann alles andere als schmeichelhaft ausfallen. Wir müssen bereit sein, auszuhalten, dass unser Gegenüber womöglich seit ein paar Tagen ausgehungert ist. Vielleicht signalisiert unser Gegenüber eine Dürre oder eine Wüstenzeit. Eine solche Statusmeldung kann unangenehm. Wer möchte das schon zurückgemeldet bekommen? Das kann den Wunsch nach Verteidigung auslösen. „Ja, Schatz, ich hatte leider so viel zu tun…“ oder „Ich habe gerade starken Druck auf der Arbeit“ oder „Du hast ja auch nie Zeit!“ sind normale Abwehrreaktionen, die aber nicht helfen. Hier ist Zuhören und Annehmen angesagt.

Sich Zurückzuhalten und nach den Wünschen des anderen zu fragen, fordert viel Reife. Ein Paar kann lernen, eine solche Entwicklungsaufgaben miteinander zu bewältigen, um Erlebensmuster und Bewältigungsimpulse im Alltag zu verändern.

Klar und konkret

Es ist natürlich komplizierter, diese Frage mitten in einer stressigen Phase zum ersten Mal zu stellen. Das kann irritierend wirken oder gar größeren Streit auslösen. Sinnvoller ist es, in ruhigen bzw. normalen Zeiten damit zu beginnen. Paare, die sich das Kommunizieren von Bedürfnissen und Wünschen langfristig zur Gewohnheit machen, beugen für holprige Zeiten gut vor. Dabei gilt es, die Frage aufrichtig zu beantworten. Wenn grundsätzlich eine Zufriedenheit mit der Beziehung da ist, kann eine positive Rückmeldung als Zufriedenheitsverstärker dienen und Wertschätzung entgegenbringen. Gleichzeitig kann der Liebestankbarometer helfen, Wünsche besser in Worte zu fassen. Dabei ist es wichtig, klar und konkret zu sein: Ich würde mich mal wieder über ein ernsthaftes Kompliment freuen. Ich würde mich mal wieder mich über eine kleine Schultermassage freuen.

Den Liebesbarometer auszuprobieren, dauert weder lang noch fordert es ein besonderes Setting. Wenn man gut vorgesorgt hat, kann man sich diese Frage auch in hektischen Zeiten Zwischendurch einfach mal stellen und neugierig sein, was passiert.

Ira Schneider ist Paartherapeutin und Autorin. Mehr bei Instagram unter @ira.schneider_.

Einschulung im Regen? So fällt die Party garantiert nicht ins Wasser

Endlich ist die Einschulung da! Für Kinder und Eltern ist das ein großer Meilenstein, der gebührend gefeiert wird. Doch wie verbringt man den Tag, wenn das Wetter nicht mitspielt? Wir haben einige kreative Ideen, die auch bei Regen der ganzen Familie Spaß machen.

Obwohl die meisten Feiern zur Einschulung eher sommerlich ausgerichtet sind, ist es immer gut noch ein paar Ideen für einen regnerischen Tag in der Tasche zu haben. Mit Deko, Essen und Spielen ist da einiges möglich.

Deko

Wimpelketten – Diese kann man ganz einfach selbst machen und wunderschön mit dem A,B,C verzieren. Oder man klebt Bilder des Schulkindes von der Geburt bis zur Einschulung auf die Wimpel.

Fotoaufgaben – Man kann kleine Aufgabenkarten auf die Tische legen, auf denen Fotoaufgaben stehen. Die Gäste müssen dann Selfies machen: Mit jemandem, der das gleiche Lieblingsfach hat, mit jemandem, der den gleichen Anfangsbuchstaben hat, mit jemandem, der schon länger in der Schule ist, mit jemandem, der gern früh aufsteht … Die Fotos ergeben später ein schönes Erinnerungsalbum.

Essen

Das einfachste und passendste Essen ist natürlich die Buchstabensuppe, die man ganz einfach als Vorspeise anbieten kann. Beim Hauptgang sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Bei den meisten Kindern kommen natürlich Pommes Frites und Würstchen gut an. Das hängt aber vom individuellen Geschmack ab.

Für das Kaffeetrinken kann man Schultütenkuchen anbieten. Dazu einfach aus einem Blechkuchen zwei lange Dreiecke ausschneiden und mit Zuckerguss und Süßigkeiten verzieren. Fertig.

Spiele für drinnen

A,B,C …
Die Gäste bilden kleine Teams von etwa vier Personen. Jede Gruppe bekommt eine Handvoll Buchstabennudeln oder Buchstabenkekse. Das Schulkind darf ein einfaches Wort sagen und die Gruppe versucht, das Wort möglichst schnell mit den Buchstaben zu legen. Alternativ kann jeder Gast versuchen, den eigenen Namen mit den Buchstaben zusammenzulegen.

Erzähl mal …
Wie haben die Großeltern damals ihre Einschulung erlebt? Hatten sie auch eine Schultüte? Waren sie aufgeregt? Was hatten sie an? Und haben sie auch mit dem Ipad gearbeitet? Sicher haben Oma und Opa viel zu erzählen …

Buchstaben-Suche
Es gibt Buchstaben, die in vielen Vornamen vorkommen. Zum Beispiel ein L, ein A oder ein N. Die Gäste bilden Gruppen: Wer hat alles ein L im Namen? Wer ein A … und so weiter.

Pssst!
In der Schule muss man leise sein. Das ist gar nicht immer leicht. Wie gut schafft es die Gästeschar, für eine Weile mucksmäuschenstill zu sein? Und welche Geräusche sind dabei zu hören?

Gut sortiert
Ein bisschen Bewegung kommt in die Gruppe, wenn sich die Gäste alphabetisch sortieren – oder nach dem Alter.

Schultüten-Zielwurf
Ist die Schultüte schon ausgepackt? Dann könnte sie als Ziel für ein Wurfspiel dienen. Die Gäste versuchen reihum, einen leichten Gegenstand (geknüllte Servierten, Tischtennisbälle oder Kleingeld für das Schulkind) in die Schultüte zu werfen. Das Schulkind hält die Tüte und darf beim Zielen ein bisschen nachhelfen, in dem es die Wurfobjekte mit der Tüte auffängt.

Ab nach draußen!

Regen sammeln
Die Freunde und Geschwister gehen nach draußen sammelt um die Wette Regen. Dazu bekommt jedes Kind einen Eimer, einen Schwamm und einen flachen Plastikteller. Auf die Pfütze, fertig los! Wer hat nach einer festgelegten Zeit das meiste Wasser in seinem Eimer?

Pfützen-Parcours
Gebraucht wird eine möglichst große Pfütze. Mit einem Brett oder ein paar Steinen wird durch die Mitte der Pfütze ein Steg gebaut. Kannst du über den Steg bis zur anderen Seite balancieren, ohne ins Wasser zu treten? Mehrere Kinder könnne auch von unterschiedlichen Seiten auf den Steg gehen.  In der Mitte wird es dann ein wenig knifflig.

Deckel-Versenken
In die Mitte einer Pfütze wird der Plastikdeckel einer PET-Flasche gelegt. Jeder Mitspieler sucht sich abwechselnd ein kleines Steinchen und legt es in den Deckel. Bei wem geht der Deckel unter?

Katrin Leppert ist Redakteurin des Kindermagazins KLÄX.

Schulstart: 5 Tipps, wie die Umstellung im Familienalltag leichter gelingt

Mit der Einschulung ändert sich das Leben für Kinder und Eltern. Worauf gilt es zu achten, um die Umstellung leichter zu meistern? Sarah Kröger weiß, was hilft.

Meine Tochter kommt im Sommer schon in die dritte Klasse. Ich weiß noch genau, wie aufregend der Schulstart damals für uns war. So viel war neu und veränderte sich. Wir alle mussten früher aufstehen, meine Tochter den ganzen Vormittag stillsitzen. Außerdem gab es von da an rund 12 Wochen Schulferien im Jahr, für die wir uns eine Betreuungslösung ausdenken mussten. Doch wie ist uns die Umstellung eigentlich gelungen? Ich muss gestehen: Vieles habe ich wieder verdrängt. Das Gehirn leistet Erstaunliches, wenn es darum geht, schwierige Dinge zu vergessen. Deswegen frage ich einfach mal bei meiner Tochter nach.

1. Der frühe Start in den Morgen

Wirklich schwer fiel ihr das frühe Aufstehen zum Schulbeginn, erzählt meine Tochter und findet: „Die Schule soll um neun beginnen, dann kann ich wenigstens bis acht Uhr ausschlafen.“ Das finde ich auch. Es gibt viele Studien, die belegen, dass ein zu früher Schulanfang zu weniger Schlaf, geringerer Konzentration und schlussendlich auch zu schlechterer Leistung führt – vor allem bei älteren Kindern. Zu dem frühen Beginn kam noch die Pünktlichkeit dazu. Unsere Tochter musste nun jeden Morgen um Punkt acht Uhr auf ihrem Platz sitzen. Es gab keine Gleitzeit mehr, wie früher zu Kitazeiten, als wir sie manchmal erst gegen halb zehn durch die Kita-Tür schoben, wenn es beruflich passte.

Wie haben wir das hinbekommen? Nachdem die Klassenlehrerin meine Tochter im ersten Schulhalbjahr ein paar Mal gerügt hatte, weil sie fünf Minuten zu spät erschienen war, entwickelte sie eine hohe Eigenmotivation, pünktlich zu kommen. Denn das war ihr sehr unangenehm. Wir hatten also etwas Glück. Ansonsten hilft – damals wie heute – das noch frühere Aufstehen. Stehen wir rechtzeitig auf, dann ist der Beginn morgens entspannt. Kommen wir nicht rechtzeitig aus dem Bett, wird das Frühstück und auch der restliche Start in den Tag hektisch. Als Faustregel gilt: Immer eine halbe Stunde extra einplanen. Mit der Zeit pendelt sich dann die beste Aufstehzeit für alle ein.

Auch ein möglichst gleicher Ablauf am Morgen erleichtert es dem Kind, sich schneller ans frühe Aufstehen zu gewöhnen. Wer mag, kann die Brotdose und die Schultasche auch schon abends vorbereiten, das spart morgens etwas Zeit. Hilfreich ist auch, wenn das Kind lernt, die Uhr zu lesen und so ein Gefühl für die Zeit bekommt, die es morgens noch übrig hat. Wird ein Kind morgens überhaupt nicht wach, kann der Schulweg helfen, der möglichst zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt wird. Das Sonnenlicht kann in den hellen Monaten beim Wachwerden helfen und die Bewegung regt zusätzlich den Kreislauf an. So kommt Ihr Kind richtig wach in der Schule an.

2. Vormittags: Bewegung ermöglichen

Anstrengend war auch, erzählt meine Tochter, dass sie in der Schule stillsitzen musste und nicht mehr so viel herumtoben konnte. Eine der größten Umstellungen von Kindergarten zu Schule ist sicherlich die eingeschränkte Freiheit. Wer wollte, konnte früher den ganzen Tag im Sand buddeln oder an Kletterstangen hangeln. In den meisten Grundschulen sitzen die Kinder ab der ersten Klasse den größten Teil der Zeit auf einem Stuhl. Dabei ist auch hier längst erforscht, dass Bewegung sehr wichtig beim Lernen ist. Wer sich bewegt, aktiviert das Gehirn und merkt sich Dinge besser. Grundschulkinder können sich in der Regel nicht länger als 20 Minuten am Stück konzentrieren. Viele Lehrerinnen und Lehrer wissen das und versuchen, regelmäßige Bewegungspausen in den Unterricht einzubauen. Auch im Unterricht selbst ist Bewegung möglich: Geometrische Figuren können mit einem Seil körperlich erfahrbar gemacht werden, Präpositionen wie „auf“ oder „unter“ können im Klassenraum in die Tat umgesetzt werden, indem die Kinder auf oder unter ihren Stuhl klettern. Falls Ihr Kind mehr Bewegung braucht, als es im Unterricht bekommt, können Sie auch mit der Lehrkraft sprechen und sie um eine individuelle Lösung bitten.

3. Tobe- und Ausruhzeit am Nachmittag

Spätestens nach der Schule sollten Kinder sich ordentlich austoben. Gehen Sie mit Ihnen auf den Spielplatz, Fahrrad fahren, Fußball spielen – was immer sie mögen. Doch auch Ruhe kann für manche Kinder nach einem lauten und aufregenden Schultag besonders nötig sein. Meine Tochter brauchte in den ersten Wochen viel Zeit zu Hause: Es war ihr zu laut im Klassenraum und sie war froh über die Stille.

In vielen Familien ist es mittlerweile üblich, dass schon Erstklässler ihren Nachmittag mit Freizeitaktivitäten verplant haben: Musikunterricht, Turnen, Fußball, Tanzen … Diese grundsätzlich schönen Hobbys, die auch oft die benötigte Bewegung ermöglichen, sind aber trotzdem feste Termine. Sie führen dazu, dass der Tag der Kinder von morgens bis abends verplant ist. Nach der Schule müssen erstmal Hausaufgaben gemacht werden, wenn die nicht schon in der Schule erledigt werden konnten. Steht dann gleich der nächste Programmpunkt an, kann das schnell zusätzlichen Stress bedeuten. Außerdem fehlt so die Zeit für Verabredungen mit neuen Freundinnen und Freunden aus der Klasse. Dies ist im ersten Schuljahr besonders wichtig, um Kontakte zu knüpfen. Mit einigen Kindern aus der Klasse kann sich meine Tochter zum Beispiel kaum treffen, obwohl sie sich mögen: Sie sind an drei von fünf Nachmittagen in der Woche schon freizeitmäßig verplant. Deswegen: Warten Sie doch noch ein bisschen mit dem festen Nachmittagsprogramm, bis Ihr Kind gut in der Schule angekommen ist und selbst den Wunsch nach neuen Aktivitäten äußert.

4. Rechtzeitig am Abend zu Bett gehen

Um sich an den neuen Rhythmus zu gewöhnen, helfen abends feste Zubettgehrituale. Meine Tochter macht sich abends meistens schon mal bettfertig und hört dann noch eine Hörgeschichte oder schaut sich ein Buch an. So kommt sie langsam zur Ruhe. Etwa drei Stunden vor dem Schlafen sollten Kinder keine elektronischen Medien mehr nutzen. So kann der blaue Lichtanteil des Displays nicht die Freisetzung des schlaffördernden Hormons Melatonin im Gehirn hemmen. Es lohnt sich, vor dem Schulstart das Kind langsam auf die neuen Aufsteh- und Zubettgehzeiten vorzubereiten. Das gelingt laut Schlafforschern am besten, indem das Kind jede Woche 15 bis 30 Minuten eher ins Bett gebracht wird, so lange, bis die passende Zubettgehzeit erreicht ist. Die neuen Zeiten sollten auch ungefähr am Wochenende eingehalten werden – auch wenn hier eine Stunde länger schlafen durchaus okay ist.

5. Kreative Lösungen für den Urlaub

Auch die Urlaubsplanung ändert sich, wenn die Schule beginnt. Denn dann können Familien mit Schulkind nur noch während der offiziellen Schulferien in den Urlaub fahren. Das bedeutet für alle Arbeitnehmenden, dass sie rechtzeitig Urlaubsanträge stellen müssen und für alle Selbstständigen, dass sie ihre Aufträge gut im Voraus planen sollten. Auch für die Hochsaisonpreise während des Urlaubs müssen Familien sich wappnen, denn der wird plötzlich um einiges teurer. Eine Möglichkeit ist, sich Orte auszusuchen, die keine typische Reisezeit haben, zum Beispiel weil dort gerade Winter ist. Auch kann es sich lohnen, in anliegende Bundesländer, die noch keine Ferien haben, zu fahren, hier könnten die Preise etwas niedriger sein. Je nach Geschmack sind vielleicht auch kostengünstige Camping-Urlaube, All-Inclusive-Angebote oder Besuche von Bekannten an schönen Urlaubsorten eine Option.

Die wenigsten Familien werden wohl sechs Wochen Sommerurlaub am Stück machen. Sie müssen sich deswegen überlegen, wohin sie ihr Kind geben, während sie arbeiten. Das war auch für uns nicht leicht zu organisieren. Wir entschieden uns erstmal dazu, lange in den Urlaub zu fahren. Danach schickten wir die Kinder ein paar Tage zu Oma und Opa. In den letzten Wochen haben wir dann in Teilzeit gearbeitet und uns währenddessen mit der Kinderbetreuung abgewechselt. Dieses Jahr haben wir auch zum ersten Mal das Hort-Angebot der Schule genutzt, von dem meine Tochter aber nur mittelmäßig begeistert war. Geholfen hat uns auch, dass es befreundete Kinder aus der Nachbarschaft gab, mit denen sich sie sich ab und zu zum Spielen verabreden konnte.

Alles in allem ist der Schulstart zwar eine große Herausforderung für die ganze Familie, aber eine tolle Sache. Als ich meine Tochter frage, was ihr damals gut gefallen hat, antwortet sie: „Die Einschulung war richtig cool. Und ich habe fünf neue Freunde gefunden. Außerdem kann ich nun selbst Bücher lesen, wenn ihr keine Zeit habt, mir welche vorzulesen.“ Mittlerweile haben wir uns ganz gut an den Schulalltag gewöhnt. Es dauert bestimmt nicht mehr lange und mein Gehirn wird auch komplett verdrängt haben, dass es mal eine Zeit gab, in der ich nicht morgens um halb sieben aufgestanden bin.

Sarah Kröger ist Journalistin und Host des lösungsorientierten Podcasts „Und jetzt? Der Perspektiven-Podcast“. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin.